Bote von Ysatinga 37


Ysatinga

 

Segmentsbote


37


(Drache/Einhorn/wolf 414)


Bote von Ysatinga 37 - Inhalt

 

 Inhaltsverzeichnis 2

 Kommentar zum Spielzug 3

 Spieltechnisches: Handel, Einnahmen und Forschung 4

 Überblick 8

 Nachrichten 13

 Rechenschaftsbericht des Inquisitors 15

 Der Kriegsstifter 17

 Gra-Tha N’My-Bote Nummer 7 20

 Thar Scandi: Zeit des Sturms 25

 Kartan: Gedanken eines Architekten 27

 Neuigkeiten aus Chi Tai Peh 29

 Chronik von Chi Tai Peh: Der Krieg gegen Titanik 30

 Die Hirten 33

Formalien:

40 Seiten Auswertungen, 36 Seiten Segmentsbote, 24 Seiten Weisenprofile und Effektbeschreibungen, 10 Seiten Sonderregeln, 6 Seiten Zusatzregeln und 97 nach- und umgesetzte Satzzeichen in den Botenbeiträgen - und alles in zwei Wochen!
Ich bitte alle Schreiber, in ihren Botenbeiträgen ein wenig auf die Zeichensetzung zu achten, vor allem: die Satzzeichen gehören ohne ein Leerzeichen an das vorhergehende Wort - sonst erkennt der Rechner es als eigenes Wort und schreibt es schon mal an den Anfang einer Zeile. Und bitte: setzt Eure Kommata wenigstens zu 80% richtig! Es ist verdammt lästig, das immer selbst machen zu müssen.

Spielleitung Ysatinga:Telefon
 Werner Arend 07121-677083 ab 17h
 Im Eichengrund 8 07071-295903 bis 16h Mo-Fr
 72138 Kirchentellinsfurt


„In Kartan herrscht Religionsfreiheit. Jeder kann den Finstergott anbeten, den er will“ (Kultur aus Kartan)
„Zwei Jahre Ysatinga-Auswertung, und ich kann einen Geheimdienst leiten“ (Euer von vielen Spionen leicht genervter SL am Telefon)
Seid alle gegrüßt!

Zunächst bedanke ich mich für Eure ausführlichen Spielzüge. Allmählich sind mir die Verhältnisse auf Ysatinga vertraut, und manches bringt mich doch zum Schmunzeln. Einiges ändert sich zu diesem Spielzug, speziell für diejenigen, die an Handel oder Forschung und Entwicklung interessiert sind. Zum nächsten Zug ist mal wieder eine Reichsübersicht mit den Bevölkerungszahlen und Auflistungen der Bauwerke mit Standort und besonderen Objekten wie Bibliotheken, Labors, Tempeln etc. fällig - und bitte vergeßt nicht die Koordinaten jedes Objekts. Außerdem brauche ich die Angaben, welcher Anteil der Bevölkerung welche Gottheiten verehrt, und die Gesamtzahlen Eurer Rüstgüter. Weiteres ab Seite 4.
Eine gute Meldung: Wir sind wieder in normaler Myra-Zeit. Der nächste Spielzug, der für den Widder- und Falkenmond, wird wieder ein normaler 2-Monde-Zug, und der Eintreffschluß liegt wie üblich auf dem Anfang des Jahres 415!

Das Kulturthema des Monats: Strategische Ziele

Was das heißt? Nun, ich habe gemerkt, daß einige Reiche in der Gegend herumziehen, ohne so recht zu wissen, was sie mit ihren Heeren, Händlern, Schiffen, Magiern und Boten eigentlich anfangen sollen. „Strategische Ziele“ ist nicht nur militärisch gemeint: ich stelle Euch die Frage, was Euer Reich eigentlich erreichen will. Für einige wenige sind eines oder auch ein paar solcher Ziele klar, von anderen kann ich es nicht sagen. Vorstellbare strategische Ziele sind das Erreichen und Erforschen eines bestimmten Ortes, die Entwicklung bestimmter Zauber, das Finden eines bestimmten Gegenstands, das Sichern des Reiches, so daß es möglichst uneinnehmbar wird, die Vernichtung der militärischen Macht eines anderen Reiches, die Machtübernahme in einem bestimmten Gebiet, eine bestimmte Reichsgröße oder Höhe der Einnahmen, ganz Ysatinga zu kartographieren und viele andere. Manche haben auch keine Ziele und sind froh, nur in Ruhe gelassen zu werden. Wie dem auch sei, überlegt Euch mal die strategischen Ziele Eures Reiches und schreibt sie auf - und überlegt auch, wie Ihr sie erreichen könnt.

 

Orq Morgoth bzw. Agape n’Or

 

Yf

 

Der nächste Eintreffschluß für den Spielzug Nummer 38:


Freitag, der 18.März 1995



Spieltechnisches:

Spielzüge auf Datenträger:
Viele von Euch haben einen Computer. Ich würde es schätzen, wenn Ihr Eure Spielzüge zusätzlich als Datei(en) auf Diskette abliefern würdet. Insbesondere die Botenbeiträge habe ich gern als Datei - dann kann ich sie nämlich einfach in mein Botendokument importieren. Erstellt, wenn es sich machen läßt, den gesamten Spielzug in einem einzigen Dokument mit dem Namen xxnn.doc (xx=Reichskürzel, nn=Spielzugnummer), dann brauche ich nicht für jeden Spielzug ein eigenes Verzeichnis anzulegen. Dies gilt nicht bei Dateien, die nur im ASCII-Format vorliegen. Bevorzugte Formate: MS Word 6, Word Perfect (Windows-Versionen).
Zweitens bitte ich um einen Kommentar und Vorschläge zum Layout des Boten. Ich experimentiere manchmal mit verschiedenen Schriftarten, um herauszufinden, welche ausreichend archaisierend für Myra-Zwecke und trotzdem gut lesbar sind.
Drittens mache ich alle Spieler, die mir bereits Spielzüge auf Diskette geschickt haben, darauf aufmerksam, daß ich die Schriftarten der Lucida-Familie nicht besitze. Wenn Ihr Wert darauf legt, daß Eure Beiträge in dieser Schriftart erscheinen, dann schickt mir doch einfach die TTF-Datei mit (Schon komisch - 3 verschiedene Spieler, dieselbe Schriftartfamilie).

Magie:
Die Weisen Ysatingas erhalten in diesem Mond ihre Weisenprofile und die Beschreibungen der ihnen bekannten Effekte. Ich hatte keine Zeit, mir für hundert und mehr Effekte Komponenten auszudenken, deswegen hier folgende Grundsätze: Effekte, die Zerstörung oder Lähmung verursachen, benötigen auf jeden Fall seltene Komponenten - im Zweifelsfall sind sie bei mir anzufragen. Alle anderen bekannten Effekte außer Torzaubern brauchen Komponenten, die im Handel sind - dafür ist dann Gold nach M.4 zu bezahlen. Einige wenige Effekte brauchen keine Komponenten - das ist dann in der Beschreibung angegeben.

Forschung, Entwicklung und Alchemie:
Mit dieser Auswertung haben Reiche, in denen viel Forschung und Entwicklung oder Alchemie betrieben wird, die neuen Zusatzregeln dafür erhalten. Sie treten sofort in Kraft, gelten aber nur für Reiche, in denen regelmäßig Forschung und Entwicklung nichtmagischer Art betrieben wird. Bei allen anderen reicht im allgemeinen mein Ermessen.
Aus gegebenem Anlaß: Eine neue Erfindung gilt nur dann als vorhanden, wenn ich in der Auswertung EXPLIZIT sage, das ist so OK. Es wird NIEMALS stillschweigend durchgedrückte Erfindungen geben. Wenn ich was vergessen habe, ruft mich an!

Unterhaltskosten:
Ab sofort sinken die Mindest-Unterhaltskosten für Schiffe auf 10% pro Jahr - die alte Regelung halte ich für unrealistisch. Bei Spionen besteht erhöhte Gefahr des Abwerbens oder Umdrehens, wenn sie weniger als 50% ihrer Anschaffungskosten pro Jahr erhalten.

Einnahmen und Rüstungen:
Der nächste Spielzug ist Einnahme- und Rüstmond. Bitte führt ab jetzt Einnahmenabrechnung, Unterhaltsabrechnung und Rüstung in demselben Spielzug durch! Bei 2monatigen Auswertungen liegen sie sowieso im selben Spielzug, und ich muß nicht alles zweimal machen.
Rüstgüter müssen (anders als ich es einem Spieler am Telefon sagte) wie üblich ein halbes Jahr im voraus bestellt werden. Das gleiche gilt für Güter, die nach der Regel für Alchemieproduktion gerüstet werden. Die Laborkapazitäten, die für Forschung bzw. Produktion im folgenden halben Jahr investiert werden, sind anzugeben, und ebenso die Güter, die produziert, und die Erfindungen, die erforscht werden sollen.
Diese „Bestellregel“ ist einmalig aus Gründen des Übergangs für den kommenden Rüstmond ausgesetzt. Das bedeutet, daß Reiche, die bisher nicht von der halbjährlichen Vorausbestellung betroffen sind, einmalig zwei Rüstzüge auf einmal machen müssen - einen für den Falkenmond und einen für den Adlermond.
Die GS-Kosten von Alchemiegütern zählen nicht gegen die Rüstkapazität von Rüstorten, da sie in zusätzlichen Laboren hergestellt werden. Wer im vergangenen halben Jahr Forschung betrieben hat, darf nur zusätzlich Alchemieprodukte für diese Zeit nachrüsten, wenn seine Laborkapazität über seine Forschungspunkte hinausgeht.

Konten:
In Abwandlung der normalen Regel gibt es auf Ysatinga keine Geldkonten bei irgendwelchen Banken. Der Stand der Geldwirtschaft auf Ysatinga entspricht strikt dem irdischen 12. Jahrhundert. Alles Gold, das ein Reich verlassen oder eine Wasserfläche überqueren soll, muß transportiert werden! Wenn das ein Problem ist, dann denkt Euch mal eine Lösung aus!

Vorschlag für eine Handelsregelung:
Ihr seid ein kleines Reich und habt kein Gold? Ihr seid ein großes Reich und könnt Eure Heere nicht bezahlen? Ihr seid ein Pirat und wollt endlich mal Ergebnisse sehen? Dann ist der Handel sicherlich etwas für Euch.
Damit sich der Handel zwischen Reichen auch lohnt, habe ich mir etwas ausgedacht. Bisher konnte man nicht viel machen mit dem Handel, wenn man nicht gerade Alchemistenöl oder magische Komponenten besaß - vor allem, wenn man selbst Händler und alle Nachbarreiche uninteressiert waren. Auf der anderen Seite habe ich keine Lust, ständig Buch zu führen über den Bestand bestimmter Güter in einem Reich. Dieser Regelvorschlag ermöglicht es Händlern, mit allen Reichen zu handeln, für es einen Handelsindex gibt.

Reichs-Handels-Index (RHX)
Den RHX gibt es für jedes Reich, und er funktioniert wie folgt: Es existieren zwanzig Gütergruppen, auf die die einzelnen Reiche jeweils insgesamt 100 Punkte für den Einkauf und 100 Punkte für den Verkauf verteilen können, mit maximal 10 Punkten pro Gütergruppe. Dieser Index gibt an, zu welchem Preis man in diesem Reich Güter aus dieser Gruppe einkaufen bzw. verkaufen kann. Der Index für den Einkauf kann unabhängig vom Index für den Verkauf festgelegt werden. Wenn der VK-Index höher ist als EK-Index, wird die Gütergruppe aus diesem Reich nicht exportiert, und man kann sie hier nicht einkaufen.
Da jedes Reich also unterschiedlich ist, ergibt sich beim Transport ein Preisgefälle, das den Gewinn oder Verlust beim Handel bestimmt. Tabelle 1 (nächste Seite) zeigt zunächst meine Vorschläge für die Gütergruppen. Die zweite Spalte gibt an , wieviel Platz eine Tonne auf einem Schiff einnimmt. Der Referenzpreis sagt aus, was 10t (eine Schiffsladung) der Gütergruppe bei einem Einkaufsindex von 5 kosten.

Ablauf: Wie funktioniert nun der Handel? Angenommen, ein Händler der Bantaz Handelsgesellschaft läuft in Mem-t’quilph ein (Gra-Tha N’My). Dort stellt er fest, daß grathayähnliche Wesen als dumme Arbeitskräfte verkauft werden. Diese zählen unter „Alchemieprodukte, organisch“ und werden von Gra-Tha N’My mit einem Einkaufsindex von 6 verkauft, das sind also 120% des Standardeinkaufspreises. Der Händler kauft 100 Wesen (=10t) für 600GS ein und lädt sie auf sein Mischschiff. Damit fährt er nach Rhyandi, wo für den Bau einer entlegenen Festung gerade Arbeiter benötigt werden. Da normale Arbeiter 10GS pro Stück kosten, und er selbst nur 6 bezahlt hat, meint er, nun mit einem Preis von 8GS ein gutes Geschäft machen zu können. Drei Monde später also läuft der Händler in Rhyandi ein, und stellt fest, daß man in Rhyandi sehr ungern irgendwelche Monster für die Arbeit einsetzt (Verkaufsindex von 3), obwohl man eigentlich Bedarf an billigen Arbeitskräften hat. Der Händler ist verzweifelt. Es sind schon drei Monde vergangen, und er muß mindestens 50GS Gewinn im Jahr machen, um den Unterhalt für sein Schiff bezahlen zu können... Pech gehabt.

Tabelle 1: Gütergruppen für den Reichshandelsindex (RHX)

Nr.

Bezeichnung

spez. Volumen

Referenzpreis

(1)

Alchemieprodukte, metallisch

0,20 cbm/t

500 GS/10t

(2)

Alchemieprodukte, organisch

1,00 cbm/t

500 GS/10t

(3)

Bücher und Karten

0,50 cbm/t

1000 GS/10t

(4)

Früchte, Gemüse und Getreide

1,00 cbm/t

5 GS/10t

(5)

Geistige Getränke

0,60 cbm/t

10 GS/10t

(6)

Gewürze

1,00 cbm/t

5000 GS/10t

(7)

Holz (roh)

0,30 cbm/t

5 GS/10t

(8)

Holz (Waffen und Kriegsgerät)

0,60 cbm/t

100 GS/10t

(9)

Holzprodukte (außer Waffen)

0,80 cbm/t

50 GS/10t

(10)

Kleidung und Stoffe

2,00 cbm/t

10 GS/10t

(11)

Laborausrüstung, alchemistisch

0,30 cbm/t

5.000 GS/10t

(12)

Laborausrüstung, magisch

0,50 cbm/t

5.000 GS/10t

(13)

Leder und Lederprodukte

1,00 cbm/t

50 GS/10t

(14)

Metall (Edelmetall)

0,05 cbm/t

10.000 GS/10t

(15)

Metall (roh)

0,12 cbm/t

10 GS/10t

(16)

Metall (Waffen und Rüstung)

0,20 cbm/t

200 GS/10t

(17)

Metallprodukte (außer Waffen)

0,20 cbm/t

100 GS/10t

(18)

Öle, Duftstoffe und Essenzen

1,50 cbm/t

1000 GS/10t

(19)

Schmuck und Juwelen

1,00 cbm/t

50.000 GS/10t

(20)

Sklaven

10 St./t

200 GS/10t


Der Handelsspielzug könnte etwa so aussehen (in Analogie zum normalen Spielzug):

Nr Stärke von über nach Bef. Ladung
701 10TS+1 001/01 001/02 001/03 001/04 001/09 R (15)
702 15TS+1 001/01 001/01 R (8)
703 1TS+1 001/01 001/02 001/03 001/04 001/09 R 5.500 GS
(15) Metall (roh): 100t, Verkauf in Karo
(8) Holz (Waffen): 150t

Staatlich kontrollierter Handel: Es ist anzumerken, daß es in jedem Reich zusätzlich staatlich kontrollierten Handel geben kann, etwa der mit Alchemistenöl. Dieser wird nicht über diese Tabelle abgewickelt, sondern nur durch Kommunikation mit dem Herrscher und gesonderten Vereinbarungen.
Illegale Güter: Ein Reich kann bestimmte Gütergruppen für illegal erklären. In diesem Fall ist der VK-Index automatisch 10, und man kann diese Güter hier nicht ohne Risiko handeln.
Piraterie: Wo es Handel gibt, da gibt es auch Piraterie und Räuber - ein Händler sollte in entsprechend „verseuchten“ Gebieten für eine Eskorte sorgen - und zahlen.
Goldtransporte: Es gibt keine Konten. Gold muß immer transportiert werden und kann nicht „überwiesen“ werden. Deshalb muß ein Händler immer auch darauf achten, daß er Buch führt über seine Goldbestände bei den Schiffen (Ein Schiff kann 10.000GS befördern).

Damit ich das alles noch auswerten kann und der Handel keine Goldmaschine wird, sollen bis auf weiteres folgende Einschränkungen gelten:
Keine gemischte Fracht: Keine Flotte kann gemischte Fracht befördern (im Zweifelsfall zuerst aufspalten). Wenn zusätzlich zur Ladung GS-Bestände auf den Schiffen sind, werde ich diese mit maximal 1000GS pro Schiff ignorieren.
Begrenzung der Flottenzahl: Ich werde zunächst für jedes Reich maximal 5 Handelsflotten mit insgeamt maximal 250 Schiffen erlauben, mit einer Ausnahme für Handelsreiche (10/500). Alle Handelsflotten und -karawanen haben Heeresnummern ab 701 zu führen.
Nur ein Handelsindex pro Reich: Eigentlich wäre es realistisch, für jede Reichsprovinz einen eigenen Handelsindex zu erstellen, doch will ich das Spiel nicht mit reichsinternem Handel überfrachten, und deshalb wird es nur einen Handelsindex pro Reich geben.
Angebots- und Nachfrageüberhang : Sobald ein Händler Güter verkauft, sinkt der VK-Index für diese Gütergruppe, und andere steigen. Beim Einkauf steigt der EK-Index. Die Höhe hängt von der Menge ab. Es kann auch sein, daß nur ein Teil der gewünschten Menge verkauft oder gekauft werden kann („Ich will 20t Schmuck und Juwelen kaufen“ - „Äh, hm.... im ganzen Reich gibt es gerade nicht so viel. Kommt doch nächstes Jahr wieder“).

Handel und Kultur:
Daß der RHX nicht ganz willkürlich festgelegt werden kann, sondern von der Kultur des Reiches abhängt, sollte selbstverständlich sein. Ein Reich ohne Bergland wird selten größere Metallvorkommen haben (also einen höheren VK -Index und kein Angebot). Und wenn Gra-Tha N’My einen RHX von 9 für Alchemieprodukte hat, ist damit, kulturell gesehen, nichts mehr zu verdienen, und der RHX wird automatisch sinken.

Besondere Rüstgüter:
Tabelle 2 zeigt, welche Rüstgüter für Händler oder Reiche mit Handelsinteressen interessant sind. Beachtet, daß ein „Händler“ wie ein Heerführer bei allen Handelsflotten und -karawanen dabei sein muß

Tabelle 2: Rüstgüter für den Handel:

Bezeichnung

Abk.

Kosten

Geschwindigkeit

Zuladung

Lastkarren

LK

100 GS

2KF/Mond

4t

Schiff, normal

S oder MS

500 GS

4KF/Mond

10t

Schiff, transport

TS oder HS

400 GS

3KF/Mond

20t

Händler

Hd

1000 GS

4KF/Mond


Anmerkungen:
Was ich gern von Euch hätte, wären ein paar Angaben über Gütergruppen, die ich vielleicht vergessen habe, oder am besten gleich einen Reichs-Handels-Index für alle Gütergruppen. Außerdem natürlich Stellungnahmen und Änderungsvorschläge.


Abdankung in Artalan

Artalan(AC): Zum Ende des Jahres 414 hat in Art-Creole der bisherige Herrscher, Marquis des Artes, nicht ganz unerwartet abgedankt. Es heißt, er sei der Belastung durch das Herrscheramt nicht mehr gewachsen, und wolle jetzt mit einer Flotte und einigen Elitekämpfern seiner persönlichen Truppe eine längere Seereise unternehmen.
Wer jetzt das Herrscheramt übernimmt, ist noch unklar. Die einzige lebende Verwandte des Herrschers, seine Nichte zweiten Grades, die Prinzessin Aura Látima Aranga, war bereits vor zwei Jahren in den Rubinorden eingetreten und hatte damit offiziell allem Anspruch auf die Herrscherwürde entsagt. Mit der jetzt bekanntgegebenen Vermählung der Ex-Prinzessin mit Amosk Drakhan, dem Großmeister des Ordens, wird jedoch eine Machtkonzentration geschaffen, die es sehr wahrscheinlich erscheinen läßt, daß die Herrscherwürde diesmal direkt an den Rubinorden übergehen wird. Auch die Vertretung der Händler und des Handwerks, die bisher aus Angst, daß aus Art-Creole eine fanatische Theokratie werden könne, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Artan-Priesterschaft gewirkt haben, scheint sich langsam mit dem Unvermeidlichen abzufinden. Ob die bisherige Politik der Isolation weitergeführt wird, ist eine Frage, die zur Zeit viel gestellt wird. Einiges wird davon abhängen, wie sich die neuen Herrscher zur Inquisition stellen werden, die das Seegebiet im Anthos des Auges der See unangefochten zu beherrschen scheint. Wir erwarten mit Spannung die Ereignisse der nächsten Monde.

Plünderer verbreiten Schrecken an Kartans Küsten

Kiranamis (KA): Gleich an drei verschiedenen Stellen wurde das kartanische Küstengebiet von Plünderern terrorisiert. Alles, was nicht niet- und nagelfest war oder abgeschlagen werden konnte, wurde mitgenommen, das Vieh getötet, die Häuser angezündet und jeder niedergemetzelt, der sich den Plünderern in den Weg stellte. Die Bevölkerung rief verzweifelt nach Militär, doch das befand sich gerade an anderen Orten. Darüber herrscht allerorten Verwunderung angesichts des Krieges gegen Ygora. Offenbar ist Kartan so von sich selbst überzeugt, daß eine Invasion aus Ygora jenseits aller Vorstellungskraft scheint und man es nicht für nötig hält, die eigenen Küsten zu sichern. Zum großen Ärger der militärischen Befehlshaber in Kiranamis konnte die Identität der Plünderer nicht festgestellt werden, weil keine Erkunder in der Nähe waren, die den Kampf hätten beobachten können.
Wegen dieser Schreckensmeldung ging eine andere positivere Nachricht aus dem kartanischen Reich fast unter: Die letzten Enklaven der Riesenspinnen konnten endlich vernichtet werden. Ein kombiniertes Heer aus einigen tausend Ordensrittern und Mörderbienen konnte den letzten Spinnenschwarm bis auf das letzte Exemplar vernichten, erlitt dabei aber selbst erhebliche Verluste. Wie schon andere, machten insbesondere die Ordensritter Bekanntschaft mit dem außerordentlich stark wirksamen Spinnengift.

Preiserhöhung für Alchemie

Mem-t’quilph (GN): Mit einer drastischen Preiserhöhung für Alchemieprodukte mußte in den letzten Monden das Reich Gra-Tha N’My fertigwerden. Es hieß, die Rohstoffe für die Alchemie seien trotz der geradezu unerschöpflichen Vorkommen in den Tiefen der Sümpfe wegen der Massenproduktion der letzten zwei Jahre knapp geworden. Die Vorkommen seien zwar lange nicht erschöpft, jedoch könnten von bestimmten seltsamen Stoffen, deren Eigenarten weithin unbekannt sind, die aber gerade für die Massenprodukte nötig sind, nur bestimmte Mengen im Jahr abgebaut werden, ohne daß bleibende Schäden im Sumpf zurückblieben. König Tek’ton kro K’Sy und der Seneshall Sen-Aiguile Dyha’Po mußten dieses Verdikt ihrer Großmeister der Alchemie wohl zähneknirschend hinnehmen. Ob deshalb in den nächsten Monden eine Preiserhöhung für Alchemistenöl zu erwarten ist, konnte noch nicht ermittelt werden. Gerüchte in Karo sprechen davon, daß die grathanischen Händler ohnehin eine mehr als großzügige Handelsspanne einkalkuliert haben, weshalb der Preis wohl etwa gleichbleiben wird. Ohnehin ist die Kundschaft für Alchemistenöl langsam rar geworden, nachdem sich die Inquisition in Mem -t’quilph schon selbst bedient hat und Ygora lieber auf Lieferungen aus dem näher liegenden Thar Scandi zurückgreift. Innerhalb Gra-Tha N’Mys wird auch die Nachricht verbreitet, daß weniger Alchemistenöl als früher für den Außenhandel freigegeben werde, weil die Kanzlei für die Verteidigung einen Großteil der Bestände aufkaufe.

Ein Besuch aus Rhyandi

Karo (freie Handelsstadt): Erstmaligen Besuch aus dem weitentfernten Rhyandi, zu dem bisher kein Kontakt bestand, hatte die Handelsstadt Karo zu verzeichnen. In einem seltsam gebauten Schiff mit Auslegern aus grünschimmerndem Metallfilament, das mit einer fast gleitenden Bewegung in den Hafen einlief, trafen gleich drei Mitglieder des Rates der Adepten gegen Ende des Drachenmonds ein. Nach einer Besprechung mit den Vertretern des Forums der Freihändler wurde ihnen ein Gebäude zugewiesen, in dem fortan rhyandische Händler ihr Kontor betreiben wollen. Welche Güter sie anbieten wollen, ist noch unklar - Gerüchte sprechen davon, daß ein kleiner, exklusiver Laden geplant ist, in dem kleinere magische Gegenstände verkauft werden sollen. Ein weiterer Schwerpunkt dürften Leder und Metallwaffen sein. Ein wenig enttäuscht zeigten sich die Magier darüber, daß kein Kontor aus Thar Scandi in der Stadt zu finden war, wie sie eigentlich gehofft hatten. Fragen nach den Besonderheiten ihres Schiffes wichen die Magier aus. Einige Tage später reiste Ferduni Shinaya mit einem unbekannten Transportmittel wieder ab, während von den anderen zu hören ist, daß sie hier noch eine Zeitlang verweilen wollen und dann mit dem Schiff weiterreisen würden Richtung Scyrenia.

Letzte Großflotte Gra-Tha N’Mys von der Inquisition gekapert

Lorhim (RH). Die letzte Großflotte der grathanischen Seestreitkräfte wurde diesen Mond von einer bisher nicht gesehenen Kriegsflotte, die die Flagge der Inquisition führte, nahe der rhyandischen Küste aufgebracht. Überlebende berichten, daß es sich um die Eismeerflotte der Inquisition unter Prinzessin Nellipher ad dal Inquez handelte. Nachdem vor drei Monden die ersten Meldungen über diese Flotte von den meisten Herrschern als Gerücht abgetan worden waren, sieht sich ausgerechnet Gra-Tha N’My, das von der Inquisition bereits viel zu erleiden hatte, eines besseren belehrt. Langsam stellt sich die Frage, ob überhaupt irgend jemand der Seemacht der Inquisition etwas Vergleichbares entgegenzusetzen hat - wenn nicht, dann müsse man sich eben mit anderen verbünden, um diesem Schrecken ein Ende zu setzen, so war in Gra -Tha N’My zu vernehmen. Bisher jedoch sind keine Anstrengungen irgendwelcher Reiche in dieser Richtung bekannt geworden, und es darf bezweifelt werden, daß die Inquisition, die seit nunmehr fast fünf Jahren auf Ysatinga weilt und dennoch immer noch ebenso geheimnisvoll ist wie ehedem, sich so leicht in ihre Karten sehen läßt, von einem „Ende“ ganz zu schweigen. Die grathanischen Seeleute wurden in Lorhim an Land gesetzt.

Technologieraub vor Sicolar

Sicolar (Freie Handelsstadt). Ein zweiter Schlag gelang einer weiteren Flotte der Inquisition, die vor Sicolar unerwartet einem Transport aus Ygora begegnete. Die wenigen Schiffe ergaben sich schnell, als sie das Flaggschiff der Inquisition aus dem Dunst auftauchen sahen. Die Ladung entpuppte sich als eine Sammlung mechanisch anspruchsvoller faßähnlicher Geräte mit Blasebälgen, die seltsame Verschlüsse trugen. Die Überlebenden wußten von der Funktion dieser Geräte nichts, und der Flottenadmiral sowie eine weitere Person, von der niemand wußte, wer sie war, verübten kurz vor Eintreffen der Enterkommandos Selbstmord. Es handelt sich hier um das erste Mal, daß beim Kapern von Schiffen bisher unbekannte Geräte erbeutet wurden. In Zukunft wird wohl damit zu rechnen sein, daß derartige Transporte von Geleitschutzflotten begleitet werden. Dennoch wird der Handelsverkehr zwischen Scyrenia und dem Auge der See weiterhin darniederliegen, wenn die Inquisition nicht endlich öffentlich bekanntgibt, welche Schiffe sie angreifen wird, und welche nicht. Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, daß irgendwelche Reiche verschont werden. Selbst die rhyandische Erkundungsflotte, die vor drei Monden die Eismeerflotte der Inquisition zum erstenmal zu Gesicht bekam, hatte ihr Entkommen - so vermutet man in Rhyandi - nur ihrer höheren Geschwindigkeit und der überlegenen Konstruktion der rhyandischen Dhûnen zu verdanken.

Steuererhöhung in Ygora - Viehställe aus Steuergeldern ausgebessert

Tanyatsur (YA): Zu Unruhen in der Bevölkerung ist es in Ygora gekommen anläßlich der kürzlich verkündeten Steuererhöhung. König Ator begründete die sage und schreibe um 30 Prozent erhöhten Steuern mit den Notwendigkeiten des Krieges, und macht Agon von Kartan direkt dafür verantwortlich. Diese Aussage führte dazu, daß sich vor dem größten Orkontempel des Landes einige tausend Menschen versammelten, antikartanische Texte skandierten und nur mit Gewalt vom Ausplündern des Tempels abgehalten werden konnten. Überhaupt hat Agon von Kartan der Orkon-Religion in Ygora mit seiner Kriegserklärung keinen Gefallen getan. Der Prozentsatz der Orkongläubigen geht stetig zurück, weil der Hohepriester als unglaubwürdig und verräterisch gegenüber seinen Glaubensbrüdern in Ygora bezeichnet wird. Als willkommene, wenn auch unerwartete Folge dieser Ereignisse ist ein drastischer Anstieg der Bewerber für die Streitkräfte zu verzeichnen. Die Moral der Heere jedenfalls hat unter dieser Maßnahme nicht gelitten - eher das Gegenteil ist der Fall.
Eine seltsame Nachricht kam unterdessen aus den weiten Ebenen von Zentral-Ygora: Hier wurden im Auftrag des Herrschers massenhaft Viehställe ausgebessert, und es hieß, König Ator bezahle das alles teilweise aus den erhöhten Steuern. Es kursieren die wildesten Gerüchte über dieses Unternehmen. Es ist zu hören, daß es sich um militärisch wirksame Mörderbienenfallen handeln soll, daß Ator die Bauern besänftigen will, daß es sich um ein neues System zur schnellen Übermittlung von Nachrichten, eine neue stationäre Geheimwaffe oder gar um geheime Alchemielabore handle, in denen mit Vieh experimentiert wird. Wie dem auch sei, der Schatzmeister des Reiches legte eine Abrechnung vor, die für diese Ausbesserung die vergleichsweise geringe Summe von 5000 Goldrädern vorsah, und sagte, damit habe die Steuererhöhung nichts zu tun.
 

Ultimatum abgelehnt

Zwillingsstädte (Freie Handelsstädte). Mit einer ungewöhnlich herablassend formulierten Botschaft hat der namentlich unbekannte Schutzherr der Zwillingsstädte Lyr a Kraes ultimative Tributforderung abgelehnt, wovon die Händler mit Freude und Angst zugleich Kenntnis nahmen. Genaues ist über den Inhalt der Botschaft nicht bekannt, doch sagten die in der Stadt verweilenden Repräsentanten der Xnum-Religion in Kayra Matra, sie sei beleidigend und herablassend, und man würde sich an diese Worte erinnern, wenn Lyr a Kraes Untotenheere die Stadt einnähmen. Das sei lediglich eine Frage der Zeit. Vom Herrn des Ewigen Eises selbst war in diesem Mond dazu noch nichts zu hören, und es stellt sich die Frage, ob er diese Botschaft überhaupt einer schriftlichen Antwort wert befindet, oder gleich selbst erscheint. Dieser Fall läßt für die Zwillingsstädte nichts Gutes ahnen.

Vermutliche Spione freigelassen

Karo (freie Handelsstadt). Die vermutlichen Spione aus Ygora und Gra-Tha N’My, die vom Exorzisten der Inquisition vor drei Monden enttarnt und gefangen worden waren, wurden vom Forum der Freihändler gegen eine geringe Summe Goldes wieder freigelassen, da man nicht beweisen könne, daß sie Spione seien. Man würde sie aber unter Beobachtung halten, so daß sie, wenn sie tatsächlich Spione seien, fortan für ihre Auftraggeber, wer immer das auch sei, nutzlos seien. Die Gefangenen beteuerten unterdessen hartnäckig ihre Unschuld, trotz oder gerade wegen der schlechten Behandlung durch das Kerkerpersonal, das sich darin gefiel, die Gefangenen als bereits überführt zu betrachten und ihnen eine Prügelorgie angedeihen ließ - nur als Warnung, wie es hieß. Aufgrund dieser Entgleisung senkte das Forum der Freihändler die Kautionssumme um 10GS pro Person.

Kuriositätenladen eröffnet

Karo (freie Handelsstadt). Ein freier Händler names Dago Ducato eröffnete zum Anfang des Drachenmonds sein Kontor in Karo. Zum Stadtgespräch wurde er nur wenig später wegen seiner Handelsware, die zum Großteil aus exotischen Gegenständen, Ausrüstungsteilen und Getränken besteht, die man hier noch nie gesehen hat. Von „Tragbaren Dächern“, „Künstlichem Regen“ und „Sternkarten“ ist die Rede, der Renner ist jedoch ein Getränk mit dem namen „Himmelsstern“, für das die Reichen der Stadt den unerhörten Preis von einem halben Goldrad (GS) pro Flasche bezahlen. Ein weiteres pergamentähnliches Produkt, „Papier“ genannt, eignet sich zum Schreiben und könnte den Handel revolutionieren, wenn man wüßte, wie man es in großen Mengen herstellen kann. Der Herstellungsprozeß sei noch ausgesprochen kostspielig, sagte der Händler, weshalb das Material bisher nur für repräsentative Botschaften und Dokumente auf höchstoffizieller Stufe verwendet wird.


Unseren nahen und fernen Nachbarn.

Aus Anlaß des Attentats auf den Inquisitor tun wir, der Rat der Adepten von Rhyandi, hiermit allen Herrschern, Fürsten, Weisen und sonstigen Personen, die sich für unser Reich interessieren, dieses kund:

Wir werden ohne Blick auf die Herkunft jeden, der sich als Spion in Rhyandi einschleicht, um dort ohne unser Wissen für andere geheime Kenntnisse Rhyandis zu stehlen oder Sabotage zu betreiben, sofort vom Leben zum Tode befördern. Um Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, werden wir die Verdächtigen vorher in Anwesenheit einer Ildru-Priesterin, die die Fähigkeit der Wahrheitsfindung besitzt, verhören. Wer immer auf die Frage, ob er oder sie in Rhyandi im Auftrag anderer Länder oder nicht-rhyandischer Personen geheime Kenntnisse stehlen oder Handlungen der Sabotage begehen wolle oder begangen habe, mit „Nein“ antwortet und lügt, wird sofort getötet. Wer gesteht, hat seine Auftraggeber zu offenbaren und kann so sein Leben retten.

Wir tun ebenfalls kund, daß die Standorte unserer Heere und Flotten kein Geheimnis darstellen und wir diese Kenntnisse jedem gern mitteilen, der Grund hat, danach zu fragen, und das dasselbe für alle Art profaner nichtmagischer Kenntnisse gilt, sofern die Gilden und Tarauni der Rhyandi mit der Weitergabe solcher Kenntnisse einverstanden sind.

Zum dritten tun wir kund, daß jeder, der Kenntnisse der hohen Kunst der Magie erwerben will und keine feindlichen Gedanken hegt, dies in Rhyandi offen tun kann bis zur Grenze seiner eigenen Fähigkeit, die Wahrheit aufzunehmen. Die Geheimnisse unserer Magie schützen sich selbst vor dem, dem es zu sehr an Weisheit mangelt, erschließen sich aber schnell dem anderen, der in die Tiefe sehen kann.

Wir sagen all dies, um Mißverständnisse und überflüssige Anfeindungen zu vermeiden.

gez.
Elvani an-Shiel,
Tan-Adept der Kraft

Hiermit gebe ich bekannt, daß die Reiche

Kartan und Titanik

sich nicht mehr im Kriegszustand befinden.

Nachdem sich unser Verbündeter Chi-Tai-Peh mit Titanik und dem dort regierenden Rat der Chazar ausgesöhnt hat, will auch das Königreich Kartan dem Frieden nicht mehr im Wege stehen!
Möge der Rat der Chazar wieder den Weg der dunklen Mächte und Götter finden.

gez.
Agon von Kartan


 

Rechenschaftsbericht seiner Eminenz, des Inquistors


Vamos dal Grachez


an alle Reiche Ysatingas

Im vergangenen Jahr erhielt ich viele Botschaften aus aller Herren Länder Ysatingas. Die meisten waren es nicht wert, auch nur eine einzige Zeile über sie zu schreiben, aber es waren dennoch ein paar wenige dabei, die mir zu denken gegeben haben.
Mein Anliegen ist es, hiermit vor ganz Ysatinga Rechenschaft über das vergangene Jahr abzulegen. Mögen all diejenigen, die mich als wahnsinnig und unmenschlich bezeichnet haben, hiermit Gelegenheit bekommen, ihre Meinung zu überdenken. Und mögen all diejenigen, die mich unterstützt haben, feststellen, daß ich meine Versprechen noch immer gehalten habe.
Manche bezeichneten mich als Lügner und Intrigant. Ich hoffe, daß mit diesem Rechenschaftbericht die wahren Verächter der Wahrheit und des Anstands entlarvt werden können.
Es gab auch einige Briefe, die mich wirklich geärgert haben. Nicht, daß man mich in diesen Botschaften geschmäht hätte - das nicht. Das Gegenteil war der Fall: Man bot mir Hilfe und Unterstützung an, unter der Bedingung, daß diese Angelegenheit geheim bleiben sollte. Man wollte sich nicht offen zu seinen Sympathien zur Inquisition bekennen. Da ich mein Wort gegeben habe, werde ich diese Kontakte also auch weiterhin geheim halten.
Nun zu meinem Rechenschaftsbericht :
Nachdem sich die Inquisition mit Art Creole über den Kanal von Eodon geeinigt hatte, begann ich mein Augenmerk auf das Auge der See zu richten. Die Zustände waren dort dermaßen katastrophal, daß ein Eingreifen nicht umgehbar war. Der Krieg zwischen Rhyandi und Gra Tha N’My mußte beendet werden. Doch so einfach war es nicht, da Gra Tha N’My immer noch einige Gemarken rhyandischen Gebiets annektiert hatte. Also mußte ich Gra Tha N’My in dermaßen verlustreiche Kämpfe verwickeln, daß an eine Weiterführung des Krieges mit Rhyandi nicht mehr zu denken war.
Den ersten Schlag führte ich gegen eine Invasionsflotte von ca. 6 Dutzend Schiffen, die auf dem Weg nach Karo war. Diese Flotte wurde komplett vernichtet. Noch im selben Mond errang eine Elitekampftruppe einen Sieg über die Festung Mem t’quilph, der in unsere Annalen als der schnellste Sieg überhaupt Aufnahme fand. Der Kampf dauerte nur eine Nacht und endete in der völligen Zerschlagung der Verteidigungen von Mem t’quilph. Die zivile Bevölkerung wurde soweit als möglich geschont. Nur die Rädelsführer wurden auf mein Geheiß auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ich bekam Gegelegenheit, mir eines jener furchtbaren Labore anzusehen, in denen die Grauen gezüchtet werden, die Gra Tha N’My gegen seine Gegner schickt. Ich habe daraufhin angeordnet, diese Labore komplett zu demontieren.
Ich übergab die Festung einem Mann des Volkes, der sich jetzt der Falke nennt. Es gab in dieser Zeit weder Greueltaten noch Folterungen. Diese bösartigen Verleumdungen stammten allein aus den kranken Gehirnen, der Propaganda von Gra Tha N’My.
Die zweite Festung, die fallen sollte, war Aar Axon’h. Gra Tha N’My versuchte mich mit fast seiner gesamten Flotte aufzuhalten. Es handelte sich um fast 300 Schiffe. Auch diese Flotte wurde von der Inquisition ohne einen einzigen Überlebenden vernichtet. Jegliche Anschuldigungen, daß die Inquisition Handelsschiffe versenkt hat, sind erlogen. Nichts dergleichen geschah. Einzig Erkundungsschiffe Gra Tha N’Mys wurden abgefangen und zerstört.
Mein Plan war, Aar Axon’h dem Erdboden gleichzumachen. Deshalb warnte ich die Bevölkerung und ließ ihr Zeit die Festung zu verlassen. Das Problem war nur, daß die militärischen Befehlshaber Gra Tha N’Mys die Bevölkerung am Verlassen der Stadt hinderten. Wahrscheinlich glaubte man mir dort wieder einmal nicht. Zum Glück erreichte mich die Nachricht über den Friedensschluß und die Rückgabe der Territorien an Rhyandi rechtzeitig, so daß ich die Zerstörung Aar Axon’hs, und damit den Tod von Hunderten unschuldiger Bürger, stoppen konnte.
Danach hob ich jegliche Feindseligkeiten sowie mein Edikt über das Kriegsgebiet auf und verließ das Auge der See. Es war bezeichnend, daß Gra Tha N’Mys Befehlshaber in dem Moment wieder in ihre alten Gepflogenheiten zurückfielen, als die Inquisition nicht mehr anwesend war. Dennoch werde ich vorerst nicht zurückkehren, da an anderen Orten meine Hilfe weitaus mehr benötigt wird.
Allerdings habe ich seitdem die Entwicklung in Gra Tha N’My mit Hilfe meiner Späher verfolgen können. Ich warne daher alle Reiche in aller Offenheit: Der neue König Gra Tha N’Mys ist ein Lügner! Sein Name ist falsch. Bisher kann ich noch nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob es diese Person überhaupt gibt oder ob sie nur als Marionette von den alten Machthabern vorgeschoben wird.
Mein Besuch in Karo sollte als Zeichen für Frieden und Verständigung verstanden werden und nicht als Möglichkeit für einen Mordanschlag. Ich kann nur immer wieder betonen, daß es mir unverständlich ist , wie die Licht- und Neutralreiche unter solchen Bedingungen existieren wollen. Sie leben nur in Ruhe, solange es den Nachbarn gefällt. In Friedenszeiten werde ich von diesen Reichen verflucht und geschmäht, aber sobald die Finsterreiche ihren Eroberungsplänen nachgehen oder ein Krieg am verlieren ist, so wird das Wehgeschrei laut. Dann werde ich mit einem Male gebraucht und man ist hocherfreut, daß doch jemand zu Hilfe eilt. Diese Reiche, deren Namen ich nicht zu nennen brauche, sollten sich schämen.
Da ich aber auch weiterhin ein Vorbild sein möchte, werde ich weiter dort helfen, wo Not herrscht. Und ich werde weiter von der Waffe Gebrauch machen, denn hier auf Ysatinga, das mußte ich lernen, sind Worte nur Schall und Rauch.

In Hoffnung auf ein neues Zeitalter

 

Der Kriegsstifter

 

(Quelle: Inquisition)

Das Unglaubliche war geschehen. Ein Attentäter hatte tatsächlich versucht, seine Eminenz zu ermorden. Und das auch noch vor aller Augen in Karo. Unfaßbar, einfach nicht zu glauben.
Der Exorzist hatte seitdem schon so manche Stunde damit verbracht, eine Erklärung zu finden, warum Gra Tha N’My dies hätte wagen sollen. Sie riskierten einen wirklichen Krieg mit der Inquisition. War dieses lächerliche Reich tatsächlich so tollkühn? Hatten sie denn immer noch nicht genug? Die Inquisition hatte fast ihre gesamte Flotte vernichtet, so daß man dort inzwischen seine Truppen von rhyandischen Flotten transportieren lassen mußte. Der Geweihte hatte die Festung Mem t’quilph innerhalb eines einzigen Tages erobert. War es also wirklich notwendig, noch einmal nach Gra Tha N’My zurückzukehren? Nein! Hier stimmte etwas nicht! Gra Tha N’My ist ein feiges Reich, mit keinerlei Standvermögen. Das zeigten nicht zuletzt die falschen Berichte, die von Gra Tha N’My verbreitet wurden. Außerdem hatten die Gedankenspäher seiner Eminenz feststellen müssen, daß der Name des neuen Königs von Gra Tha N’My falsch ist. Sein wirklicher Name konnte bislang nicht entdeckt werden, aber er, der Exorzist, hatte da so einen Verdacht....hatte dieser Falke denn nicht behauptet, man hätte dort inzwischen wieder Methoden wie damals unter Oran Rey-Taros Fa’Ny? Möglicherweise hatte er damit mehr Recht als er dachte...?!
Heute würde er das Urteil an diesem Attentäter vollstrecken müssen. Seine Eminenz hatte ihm persönlich diese Aufgabe übergeben. Die Todesstrafe war eigentlich noch viel zu gnädig, aber seine Eminenz hatte angeordnet, keinerlei Folter durchzuführen. Die Art des Todes sollte nicht das reinigende Feuer sein - diese Todesart war zu ehrenvoll für Mörder. Nein! Er hatte sich etwas anderes ausgedacht.....ein Sturz von einer Klippe sollte seinem Leben ein Ende bereiten. Aber er wäre nicht der Exorzist, wenn er sich nicht eine Besonderheit ausgedacht hätte.....
Am folgenden Morgen stand der Exorzist mit 3 Gardisten auf einer Klippe, an deren Fuß sich die Gischt des tosenden Meeres an den schroffen Felsen etwa 200 Fuß unter ihnen brach. Der Attentäter war völlig nackt ausgezogen worden und wurde von zweien der Gardisten unbarmherzig festgehalten. Der Exorzist hatte darauf bestanden, keinen Schauprozeß aus dieser Angelegenheit zu machen und deshalb waren es nur die Ohren der Gardisten und des Todgeweihten, die ihn sagen hörten :
„Heute wirst Du sterben, Nichtswürdiger! Der Sturz auf nackte Felsen soll Dir das Leben nehmen. Irgendwelche letzten Worte?“ fragte der Exorzist mit toten Augen und zuckersüßem Lächeln, das dem Mörder eigentlich eine Warnung hätte sein müssen. Aber er schwieg.
Und so fuhr der Exorzist fort: „Nun gut, dann habe ich aber noch eine Frage. Wer hat Dich wirklich zu diesen Mordanschlag bewogen? Ich weiß nur, daß es Gra Tha N’My nicht gewesen sein kann! Du hast gelogen und wir beide wissen es!“ Über das Gesicht des Mörders huschte kurz ein Schatten von Erstaunen. Aber er sagte immer noch nichts.
„Du fragst Dich sicher, woher ich das weiß, nicht wahr? Ich werde es Dir sagen. Es ist ziemlich offensichtlich, daß Du geplant hattest, daß wir Dich erwischen, sonst hättest Du vielleicht von einem Dach aus geschossen, aber Dich nicht direkt vor die Gardisten begeben. Also wolltest Du, daß wir Dich verhören und Du wolltest auch, daß es jeder hören kann, als Du sagtest, daß Du aus Gra Tha N’My kommst. Aber Moment! Was hast Du wirklich gesagt? Du sagtest nur, daß Gra Tha N’My stärker ist und daß Ihr uns vernichten werdet. Jeder mußte annehmen, daß damit Gra Tha N’My gemeint war, und jeder gab sich damit zufrieden, denn es klang ja so logisch. Aber Du hast nie wirklich gesagt, daß Du aus Gra Tha N’My kommst! Hab ich nicht recht? Ein wirklich kluger Schachzug im Spiel um Krieg und Frieden. Fast hättest Du auch mich getäuscht!“ Jetzt wurde die Stimme des Exorzisten immer leiser und gefährlicher. Und das Gesicht des Mörders überzog sich mit immer mehr Furcht. „Ich gebe Dir jetzt die Gelegenheit, mir zu sagen, wer Dich beauftragt hat, dann kannst Du vielleicht angenehm sterben - aber ansonsten verspreche ich Dir die Hölle! Daher werde ich Dir jetzt etwas erklären und Dich danach nur ein einziges Mal fragen. Hör mir zu!“ Der Mörder stand mit einem Male unter einem unmenschlichen Zwang, dem Exorzisten wirklich zuzuhören. Und der Exorzist begann:
„Wenn ein Wesen den Tod vor Augen hat, löst sein Geist eine Art Schutzreaktion aus und lähmt sämtliche Gedanken an Angst und Schmerz. Dies führt meist dazu, daß der Sterbende in Ohnmacht fällt, bevor der eigentliche Tod eintritt. Somit spürt er die Angst und die unvorstellbaren Schmerzen nicht, wenn er stirbt. Es ist nun aber so, daß ich den vorzeitigen Verlust des Bewußtseins verhindern kann. Normalerweise verwende ich diese Fähigkeit, um meine Krieger auf dem Schlachtfeld zu retten, aber in Deinem Fall werde ich dafür sorgen, daß Du wirklich sehen wirst, wie die Felsen auf Dich zufliegen werden. Du wirst den eiskalten Wind spüren, der Deinen Körper umgibt, während Du fällst. Du wirst jede schroffe Zacke der Felsen sehen, bevor sie Deinen Körper durchbohren werden. Du wirst Todesangst empfinden. Dein Herz wirst so schnell schlagen, daß Du glaubst, Dein Kopf wird zerspringen. All diese Gedanken wirst Du sekundenlang ertragen müssen. Diese Sekunden, glaub mir, werden für Dich zu minutenlanger Qual werden. Sie werden Dich auf den wirklichen Aufschlag vorbereiten. Denn ich werde Deinen Körper am Leben erhalten so lange es geht. Du wirst spüren, wie die Felsen Dir die Knochen zerschlagen. Du wirst schreien, wie Du es noch nie erlebt hast, weil Du mit ansehen mußt, wie Deine Eingeweide sich um Dich herum verteilen, bis Du merkst, daß es stumme Schreie sind, weil eine Felszacke Deinen Hals durchbohrt hat. Du wirst sehen, wie Dein Blut die Felsen hinabläuft. Und dann die Schmerzen. Sie werden so unvorstellbat grausam sein, wie sie keine Folter der Welt erzeugen kann. Und Du wirst selbst spüren, wie Dein jämmerliches Leben zu Ende geht. Aber es wird langsam gehen, denn ich sorge dafür, daß Du solange wie nur irgend möglich leben wirst. Und glaub mir: dann werden die Sekunden zu Stunden für Dich werden.
Und nun stelle ich Dich vor die Wahl. Entweder werden Dich die Gardisten die Klippe hinab werfen, und ich werde gehen, oder ich werde hier bleiben. Du kannst wählen.“
Die Stimme des Exorzisten war zu einem Zischen geworden. Jegliches Lächeln und Freundlichkeit war aus seinem Gesicht gewichen. Die toten Augen verrieten, daß von diesem Mann kein Erbarmen zu erwarten war.
Sämtlicher Hochmut war aus dem mittlerweile leichenblassen Gesicht des Mörders gewichen. Auch die Gardisten waren schreckensbleich geworden. Weder der Mörder noch die Gardisten hatten auch nur den leisesten Zweifel, daß der Exorzist seine Drohung wahr machen würde.
Dann begann der Mörder zu stammeln: „Nein! Nur das nicht! Ich sage alles, was ihr wollt!“
„Gut! Also : wer hat Dich geschickt?“
„Ich komme von einer Geheimorganisation im Dienste Orkons!“
„Und weshalb wolltet ihr einen Krieg zwischen der Inquisition und Gra Tha N’My?“
„Wir sind eine Spezialeinheit, die man Kriegsstifter nennt. Sie sind überall auf Ysatinga verstreut und sorgen dafür, daß ständig Krieg herrscht, so daß sich die Reiche niemals verbünden werden. Ich gestehe, ich bin ein solcher Kriegsstifter.“
Selbst der Exorzist war fassungslos über das eben Gehörte. Vieles begann mit einem Mal einen Sinn zu bekommen. Beinahe abwesend gab er das Zeichen, das Urteil zu vollstrecken. Entgegen seiner Überzeugung hielt er sein Versprechen und ließ den Kriegsstifter einem gnadvollen Tod sterben.

 

Ewige Ruhe

 

Chal G’ol

Wir erinnern uns, zum Ende des letzten Jahres landeten Lyr-a-Kraes Untote an unserer Küste, und begann das Land zu verheeren und die Bevölkerung abzuschlachten. Was erwartet man auch anders von Untoten?

Die Kanzlei zur Verteidigung der königlichen Lande Gra-Tha N'Mys zog darauf hin Truppen zusammen, um die Untoten zu vernichten. Leider waren diese stärker als erwartet, so daß die nach zwei Monden Schlacht unentschieden unterbrochen wurde. Unser Feldherr Priester der Schatten Vers’al griff schon im nächsten Mond erneut an in der Hoffnung die zahlenmäßig unterlegenen Feinde endgültig zu vernichten. Doch er hatte nicht damit gerechnet, daß sich die Erschlagenen der letzten Schlacht wieder erhoben, um für ihren untoten Herrn zu kämpfen. Die hochmotivierten Grathays schlugen sich tapfer, und konnten nach zwei Moden ein Unentschieden erzwingen, an Sieg war jetzt schon nicht mehr zu denken.

An weitere Angriffe war nicht mehr zu denken, die Truppen waren einfach zu geschwächt. Die zwei Monatige Ruhepause wurde mit dem Eintreffen speziell für diesen Kampf ausgerüsteten Eliteeinheiten beendet. Diese griffen im Marschäschwan zusammen mit den ruhenden Truppen an. Entgegen einigen vor der Schlacht aufgekommenen Gerüchten wurden keine neuartige Waffe eingesetzt, da diese noch nicht verfügbar war. Den Schlachtplan für diese Entscheidungsschlacht hatte König Tek'ton kro K'Sy persönlich ausgearbeitet.

Als der Tag langsam über dem Sumpf anbrach, erscholl der markerschütternde Kampfschrei der Grathays, ein Platschen und Donner erfüllte die Luft. Lange Reihen von Eds, den Reittieren unserer Grathays, galoppierten auf die ungeordneten Schlachtreihen der Untoten zu, und ritten durch sie hindurch. Dabei warfen die Reiter Netze auf die Skelette, die von den nachrückenden Grathayreihen einfach zertreten wurden. Trotzdem schafften die Lebenden Leichen fast das ganze gra-tha-n’mysche Heer zu vernichten, eher der letzte Untote seine Seele dem Herrn des Todes zurückgab!

Seine Majestät hofft, daß diese Lektion Lyr-a-Krae in Zukunft von einer erneuten Landung abhalten wird, es seiden, er will seine Truppen bestattet bekommen! Um die Gefallenen zu ehren wurde die ersten 7 Tage im Kislew mit Klagegesängen der Priester gegangen, und die Arbeit ruhte für eine Stunde.


 

An die Völker von Ysatinga

 

König Tek'ton kro K'Sy

Zur Zeit wird das Königreich Gra-Tha N'My von verschiedenen Seiten verungimpft. Von dem Falken sind wir es mittlerweile gewohnt. Er versucht immer, sämtliche Taten der neuen Regierung schlecht zu machen, in der Hoffnung, daß sich doch noch einige wenige seiner angeblichen Freiheitsorganisation anschließen, obwohl sie nicht mehr vonnöten ist, wenn es denn eine wäre. Dieses versteht er aber anscheinend nicht oder er tut dieses bewußt, da er nie eine Freiheitsbewegung war sondern eher eine Antipartei, die nur weiß was angeblich schlecht ist, aber nicht was zu tun ist. Tatsache ist, daß er auch weiterhin als Störenfried einzuschätzen ist, da er fortwährend versucht, unter Benutzung von falschen Aussagen, die Bevölkerung in Mem-t'quilph war noch nie so glücklich wie zuvor, die Regierung zu diffamieren.

 Eine noch viel schlimmere Zumutung, stellt das, von angeblich grathanischer Seite geplante, Attentat auf den Inquisitor in Karo dar. Wir stellen hiermit fest, daß wir weder an der Ausführung noch an der Planung dieses Attentats etwas zu tun hatten. Man versucht uns augenscheinlich in einen verstärkten Konflikt mit der Inquisition zu stür-zen. Das Königreich Gra-Tha N'My würde mit so einer Provokation, falls es das Attentat geplant hätte, nur einen Krieg mit der Inquisition, heraufbeschwören, was nicht im Sinne des Landes ist, zumal die Inquisition über stärkere Flottenverbände verfügt, als jedes Reich auf Ysatinga. Es wäre also unsinnig ein solches, anscheinend sogar schlecht geplantes, zum Scheitern verurteiltes Attentat, aufgrund der magischen Fähigkeiten des Inquisitors, zu planen und auszuführen. Auch würden die Konsequenzen nicht den Nutzen eines erfolgreichen Attentats ausgleichen. Es stellt sich dann bloß die Frage von wem dieses Attentat geplant worden ist. Das Königreich Gra-Tha N'My hat nur wenige Feinde, was bis vor kurzem nicht der Fall war, so ist es auch möglich, daß die Inquisition das Attentat selbst vorgetäuscht hat, um ein Vergehen unserer Seite, mit "Strafmaßnahmen", ihrer Seite, beantworten zu können, doch halten wir dieses eher für unwahrscheinlich. Vielleicht war es aber auch nur ein fanatischer Nationalist, für den sich das Königreich Gra-Tha N'My dann nur entschuldigen kann. Wir können nur nochmals betonen, daß die Regierung des Königreiches Gra-Tha N'My keinerlei Verbindung zu solchen Aktivitäten hatte. Falls die Inquisition bereits nicht begründete Strafmaßnahmen eingeleitet haben, so hoffen wir, daß der Inquisitor seine Vernunft walten läßt und diese wieder rückgängig macht.


 

Mem-t’quilph

Seine Majestät König Tek'ton kro K'Sy erhobt mit Wirkung ab dem 10. Tewet die Stadt Mem-t’quilph zur ersten Handelsstadt Gra-Tha N’Mys. Fortan darf jedes Reich und jede Händlerorganisation in Mem-t’quilph Kontore eröffnen und Waren kaufen und verkaufen. Jeglicher Handel mit unserem Reich wird in Zukunft in der Seestadt Mem-t’quilph abgewickelt werden, da hier die für den Fernhandel maßgebliche Handelsvereinigung Gra-Tha N’My ihren Sitz hat. Die ersten ausländischen Händler sollen schon Interesse an Kontoren angemeldet haben. Die Höhe der Zölle wurde noch nicht bekannt gegeben.

 

Sperrgebiet aufgehoben

Die Kanzlei zur Verteidigung der königlichen Lande Gra-Tha N'Mys hat das Sperrgebiet um den Blutsümpfen aufgehoben, da die Untoten vernichtet sind, und so keine Gefahr mehr für die Bevölkerung darstellen. Die ersten Menschen haben sich schon in ihre Heimat aufgemacht, sie wollen die Ssaskat zu Hause begehen. Die Kanzlei zur Verteidigung der königlichen Lande Gra-Tha N'Mys teilt mit, daß nur die Siedlungen in den Wäldern der Blutsümpfe verwüstet sind, alle anderen sind unversehrt. Zu Plünderungen kam es Dank der großen Polizei und Militärpräsenz nicht.

 

Neue Waffe

Erzmeister der Alchimie Kapun Mor Fol Zahr teilte mit, daß es einem Alchimistenzirkel gelungen sei, eine neue Waffe zu entwickeln. Sie soll eine noch verheerendere Wirkung haben als die Blamer, deren Tauglichkeit gerade an den untoten Invasoren bewiesen werden konnte. Wie die Waffe funktioniert wollte Seine Hoheit nicht mitteilen, aus Sicherheitsgründen. Es war nur zu erfahren, daß das stark alkoholhaltige Nationalgetränk Glor benötigt wird.

 

Glorpreis gefallen

Die Handelsvereinigung Gra-Tha N’Mys hat den Preis für das 100l Faß Glor um 10% auf 1,2 GS gesenkt. Sie kam damit einer Zusage nach, die sie König Tek'ton kro K'Sy gegeben hatte. Der König hatte auf einer Überprüfung bestanden, da er den Glor für überteuert gehalten hatte.

Die Handelsvereinigung dementierte, daß die Preissenkung in einem Zusammenhang mit dem Handelsprivileg für Alchemistenöl und der Erhebung Mem-t’quilphs zur Handelsstadt zu tun hat (wir berichteten im Botennr. 6). Die Schankwirte jedenfalls sind über die Entwicklung erfreut, da der Glorkonsum kräftig anstieg. Sie haben die Preissenkung, wie Seine Majestät es verlangte, an die Bevölkerung weitergegeben.


 

An den Falken

 

Demion der Lande Kor Po’xit

Ich habe mit Trauer Eure letzte Botschaft an das Volk von Gra-Tha N’My gelesen. Eure Resignation und Anklage hat mich betrübt, da ich es nicht für möglich gehalten habe, daß Ihr den Unterschied zwischen einem Leben unter König Tek'ton kro K'Sy und dem Rat der Barone nicht erkennt. Euch überkam ein kalter Schauer, als ihr den Artikel „Gekocht und gegessen“ im Botennummer 4 laßt? Kann ich verstehen, ich war auch entsetzt. Aber, überseht bitte nicht, die Geschehnisse, von denen der Artikel handelt, geschahen unter anderem unter Eurer Herrschaft über Mem-t’quilph! Klagt also bitte nicht uns an, für Taten, die Eure Leute begangen haben.

Ihr habt Recht, es ist eine Vorverurteilung gewesen, die Gefangenen in den Prozeßbericht vor der Urteilsverkündung als Terroristen zu bezeichnen. Es waren ja auch nicht alle schuldig.

Ihr beschuldigt Personen der Regierung und des Stadtrates der Kiroxübertretung. Wenn Ihr Beweise habt, warum zeigt Ihr sie nicht an?

Und was die „Agenten“ angeht, die Ihr erwähnt, so bespitzeln diese keinen, sondern untersuchen die unter Eurer Besetzung verübten Verbrechen. Die Gedanken der Bevölkerung interessieren weder den König noch die Kanzlei zur Verteidigung der königlichen Lande Gra-Tha N'Mys, jeder hat das Recht auf freie Meinungsäußerung. Dieses Recht wird von der Regierung und aller ihrer Kanzleien und Ämter anerkannt. Eine Bespitzelung der Bevölkerung entbehrt somit jeder Grundlage. Die Sorgen und Nöte der Bevölkerung werden ernst genommen, und nach Möglichkeit behoben. So wurde aus Rücksicht auf die Bevölkerung eine ungiftige Feuerschutzfarbe entwickelt. Der Kirox enthält eine Vielzahl von Schutzrechten für die Menschen in unserem Land.

Der zweite Grund für die Anwesenheit der „Agenten“ ist, daß wir Eure Postadresse nicht im Postregister von Mem-t’quilph finden konnten, deshalb suchen wir Leute, die Euch kennen, um unsere Post an Euch abgeben zu können! Oder kommt Ihr mal vorbei, um sie selber abzuholen?

Es ist einfach in einem Versteck zu sitzen, und über die schlechten Zustände, die sich in den letzten Monaten deutlich gebessert haben, im Lande zu jammern. Schwer ist es jedoch jeden Tag für die Besserung dieser Zustände zu arbeiten! Wir hatten Euch aufgefordert mit König Tek'ton kro K'Sy zusammen zu arbeiten, doch Ihr zieht das Schmollen im dunklen Versteck vor, was soll ich davon halten? Was soll die Bevölkerung von Mem-t’quilph davon halten? Und was Eure Anhänger?

 

Reaktionen auf die neuste Botschaft des Falken


 

Keine Marionette

 

Chal G’ol

Der Gra-Tha N’My-Bote, dessen Chefredakteur ich bin, wird nicht von König Tek'ton kro K'Sy herausgegeben, kontrolliert oder zensiert. Er ist kein Propagandaorgan, jeder hat des Recht hier Artikel zu veröffentlichen, solange sie nicht gegen den Kirox verstoßen! Im Kirox ist jedoch die Meinungsfreiheit garantiert, so macht nicht die Regierung für Äußerungen in diesem Boten verantwortlich.

Die Artikel in diesem Boten sind keine Märchen oder Schönfärbereien, sondern sorgfältig recherchierte Berichte! Wer sich beleidigt oder falsch dargestellt fühlt, darf eine Gegendarstellung schreiben, diese wird garantiert ungekürzt gedruckt!

 

Kein Terror

 

Koordinator Xy Bn'kopl

Falke! Ihr beschuldigt die Zweigstelle der Kanzlei zur Verteidigung der königlichen Lande Gra-Tha N'Mys in Mem-t’quilph der Gesetzesübertretung. Habt ihr konkrete Beweise? Oder geht Ihr davon aus, wo die Kanzlei ist, müssen Gesetze übertreten werden? Seit ich in Mem-t’quilph für die Sicherheit zu ständig bin, hat es keine willkürlichen Verhaftungen, Folterungen gegeben. Im Gegenteil die Kanzlei hat durchgesetzt, daß jeder Beschuldigte einen freiwählbaren Rechtsbeistand bekommt, der nur dem Beschuldigten verpflichtet ist.

Ihr sprecht von einer dumpfen Wut in der Bevölkerung. Ich sehe jeden Tag freundliche und zufriedene Menschen, die dankbar sind, daß sie gerecht behandelt und beschützt werden. Mir scheint die dumpfe Wut gilt Euch, jetzt wo immer mehr Menschen klar wird, welche Verbrechen unter Eurer Herrschaft begangen wurden!

 

Strohmann?

 

Kapun Sen'Aiguile Dyha'Po

König Tek'ton kro K'Sy ist kein Strohmann des verstorbenen Oran Rey-Taros Fa'Ny! Das Gegenteil kann nur derjenige behaupten, der nicht dabei war, als der Leichnam verbrannt wurde. Ich selbst konnte es erst auch nicht glauben, aber ich habe mich von der Echtheit des Toten überzeugt, und mit eigenen Augen seine Verbrennung gesehen. Ich kann also reinen Gewissens sagen, der Herr der Barone ist tot. Ich selber habe dafür gesorgt, daß der Rat der Barone aufgelöst wurde, also existiert keine der Unterdrückungsinstitutionen mehr! Im Gegenteil unser König hat dafür gesorgt, daß Recht und Gesetz in Gra-Tha N’My geachtet und befolgt werden!

Unser König dient nicht sich, sondern allen Völkern Gra-Tha N’Mys!


 

Zeit des Sturms

 

(Quelle: Thar Scandi)

Die Sonne war schon lange untergegangen. Es war spät in der Nacht, und in dem großen Strategiezimmer wurden Öllampen entzündet. Der Raum wurde von einem großen Kartentisch dominiert, auf dem nun mehrere Karten übereinander lagen. An den Wänden waren Ho1zgestelle angebracht, die noch mehr Karten enthielten.
Um dem Tisch standen vier große Holzstühle, welche allesamt mit Personen besetzt waren.
Der Stuhl am Kopf des Tisches war von zwei unheimlich wirkenden Gestalten flankiert. Sie waren von Kopf bis Fuß in dunkles Scharlachrot gekleidet, und nur ein schmaler Augenschlitz war frei von Stoff Der bodenlange Umhang verbarg alles andere, nicht einmal Hände waren zu sehen. Aber die gab es, dachte Großadmiral Aljenko. Denn diese Gestalten waren die Leibwache von Hochlord Vincent Corallion Hawk. Mindestens noch vier andere waren im Raum, aber man konnte sie in den Schatten einfach nicht erkennen - Es waren Meister der Kampfkunst, besser noch als die Garde, und die waren schon wirklich gut.
Der Hochlord wirkte wuchtig in seinem Stuhl, und doch war eine Präsenz spürbar, die nur wenige Männer hatten. Das dunkle, von einem schwarzen Bart eingerahmte Gesicht wirkte zornig.
"Nun gut, Admiral, 37 Schiffe sind von Kartan zerstört worden. Hatten sie die Flotte Kartans angegriffen oder provoziert?" grollte der tiefe Bariton des Hochlords. "Nein Mylord, sie waren auf den Weg zu den Inselprovinzen ohne Kampfauftrag. Sie sollten Waren dorthinbringen". Der Admiral sah sich um, wie seine Worte in der Runde wirkten. General Trellorion blickte düster und mit versteinertem Gesicht. Die langen Jahre Dienst hatten tiefe Furchen in sein Gesicht geschlagen, und so manche Kampfnarbe schimmerte in dem fahlen Lampenlicht. Fürst Longlear, und Fürst Ciselton, die Herrscher der anderen Provinzen des Reiches wirkten ruhig, man konnte aber die Anspannung bemerken. Fürst Longlear hatte die Blüte seiner Jahre gerade erreicht. Langes, dunkles Haar fiel ihm auf die Kettenrüstung, und ein großer Schnurrbart verdeckte seine Oberlippe. Fürst Ciselton war ein Hüne, fast zwei Meter groß und breitschultrig. Es wirkte beinahe so, als wolle er den Stuhl zersprengen, auf dem er saß. Sein glattrasiertes Gesicht wirkte jugendlich und im Gegensatz zu seiner Statur friedlich.
"Nun, wir haben wohl keine andere Wahl. Wir werden Schadensersatz verlangen. Das Parlament wird nichts anderes hören wollen." sagte der Hochlord. "Mylord" schnitt die Stimme von Longlear in die aufkommene Stille. "Ich bin nicht sicher, ob Kartan eine solche Forderung einfach hinnehmen wird. Ich...... "Und ich bin sicher, daß sie kein Recht haben unsere Schiffe zu zerstören", dröhnte der Hochlord. "Ich kenne die Meldungen über eine bevorstehende Landung auf Scyrenia. Wir sind zwar nicht so groß wie Kartan, aber unsere Kassen sind voll, unsere Kasernen sind ebenfalls bis zum Bersten gefüllt. Ich ahnte, daß es irgendwann einmal zu so einer Situation kommen würde". Fürst Ciselton stöhnte. "Ihr meint doch nicht etwa Krieg, Mylord? Thar Scandi ist ein friedliches Land". "Und soll dies auch immer bleiben, Fürst. Wenn es nach mir ginge, sollte der Frieden ewig gelten. Und wenn Kartan unsere Schiffe ersetzt, wird es auch immer noch Frieden geben. Was aber, wenn Kartan keinen Frieden haben will? Wenn es unser Land als Aufmarschgebiet zum Angriff gegen Ygora nutzen will?
General Trellorion räusperte sich. "Ja, General?". "Mylord, die Befestigung der Küsten geht weiter voran, die Armee ist einsatzbereit, die Konstruktion der neuen Waffen ist teilweise fertig oder in Kürze vollendet. Ich glaube schon, daß wir einem Angriff standhalten können."
Ja, dachte Hawk. Die neuen Waffen würden sie überraschen. Thar Scandi hatte sich schon vor langer Zeit der Technik zugewandt und in der letzten Zeit fruchtete diese Entwicklung. Die Schiffe Thar Scandis waren denen Kartans weit überlegen. Zudem Kartan nur auf die veralteten Schiffe stieß, und selbst diesen nur durch einen Überraschungsangriff schaden konnten. Die neue Generation war noch besser und würde bald vom Stapel laufen. "Nun gut, General, man wird sehen".

 

Gedanken eines Architekten

 

(Quelle: Kartan)

Man schrieb den 18. Adar 414. n.P. in Kartan.
Jokis Miar war mit sich und seiner Arbeit zufrieden. Miar war einer der königlichen Architekten Kartans. Seine Abschluß an der königlichen Akademie hatte er vor sieben Jahren gemacht. Seither ging es stets bergauf. Nicht nur beruflich, nein, auch finanziell.
Er hatte am Aufbau der Stadt Orkoneid mitgearbeitet; ihm war es zu verdanken, daß sie mehr einer Tempelstadt als einer normalen Stadt ähnelte. Ihm war der Gedanke gekommen, die Statuen und Steine des zerstörten Tempels in den Parks und öffentlichen Gebäuden zu verwenden. Dies hatte schließlich den Ausschlag gegeben, daß er den Auftrag erhalten hatte.
Kartan war ein wohlhabendes Königreich. Selbst die große Flotte konnte mit Leichtigkeit unterhalten werden. Seit Jahren hatte es keine Hungersnot mehr gegeben. Errungenschaften, die nur auf den Großkönig und Orkon zurückzuführen waren. Mit Jubel hatte die Bevölkerung den Sieg des Verbündeten Chi-Tai-Peh vernommen. Wieder ein Zeichen für die Macht des Orkon.
Vor sechs Monaten war dann an Jokis, vom Großkönig direkt, der Auftrag erteilt worden. Heute noch war ihm die Audienz und das anschließende Gespräch im Gedächtnis. Die Begeisterung, die im Blick Agons lag als er von der Großtempelanlage sprach und darüber, wie sich Jokis Miar ihr Aussehen vorstellte. Sie sollte ein Zugeständnis an den orkonistischen Glauben in Chi-Tai-Peh sein. Doch nicht ganz, leicht abgewandelt und mit kartanischem Stil.

Heute, am 18. war es soweit, die Anlage war fertig, man wartete nur noch auf die Einrichtungen der Pilgerhäuser und den Tempelbedarf. Dieser würde jedoch bis Adar hiersein. Es hieß, die Gold- und Silberschmiede würden zwar Tag und Nacht arbeiten, kämen aber trotzdem nicht mit der Fertigung der sakralen Gegenstände nach.
Jokis stand am Rande des Tempelbezirks. Hinter ihm waren die vielen Dutzend Gebäude zu sehen, die die Pilger aufnehmen sollten. Die sie verköstigen und pflegen sollten. Und vor ihm, da stand sein Meisterwerk. Die besten Materialien und Handwerker hatte er vom Großkönig zur Verfügung gestellt bekommen. Jede Hilfe die benötigt hatte.
Der Tempel war in den Grundzügen wie ein Tempel Chi-Tai-Peh's errichtet. Er sah aus wie ein Pyramidenstumpf, doch damit hörte die Ähnlichkeit auf. Er war nicht viereckig, sondern hatte die Grundform eines Sechsecks. Jede Seite wies in eine der Himmelsrichtungen. Auf dem Stumpf stand kein Turm wie in Chi-Tai-Peh, sondern eine Figur Orkons. Die Maße waren beeindruckend , die Pyramide wies bis zur Spitze eine Höhe von dreihundertdreißig Fuß auf, die Figur hatte eine Höhe von dreiunddreißig Fuß. Sie stellte den Tanzenden Orkon mit seinen vier Armen dar. Sie war aus schwarzem Granit, während die Handflächen vergoldet waren.
Das Innere des Tempels stellte die eigentliche architektonische Meisterleistung
dar. Jede Ecke des Tempels hatte einen Eingang, und betrat man das Innere, so stand man in einer riesigen Gewölbehalle. Durch geschickt eingelassene Fenster fiel das Licht so ein, daß es eine weitere Orkonsstatue beleuchtete. Es war der Schlafende Orkon. Die Halle maß 160 Fuß in der Höhe. Die Statue die einen liegenden Orkon darstellte, war 26 Fuß hoch und etwa 80 Fuß lang. Am Kopf des Orkon war der Altar. Überall brannten Fackeln, die die Halle erleuchteten.

Erst hatte es Debatten gegeben, wie der Tempel aussehen sollte, doch dann hatte Agon entschieden, daß, wenn man den Verbündeten schon nicht militärisch helfen könne, so helfe man zumindest religiös. Man erwartete auch viele Gläubige aus Chi-Tai-Peh, jetzt, nachdem der Krieg mit Titanik beendet war. Doch noch war das Orkonmeer unsicher durch den Konflikt mit Ygora.
Es gab in Kiranamis sogar schon Gerüchte über einen neuen Tempelbau. Auch hierfür hatte sich Jokis Miar schon beworben, doch bis dahin hatte es noch Zeit, denn die "Befreiungstage" im Ssakat standen unmittelbar bevor.
Wie lange würde es wohl noch dauern bis Orkon endlich seinen Besitz - Ysatinga - wieder einnehmen konnte. Wenn jedoch weiterhin in solchem Maße Tempel in Kartan gebaut werden würden, ist es wahrscheinlich nur noch eine Frage von einigen Jahren.
Bei diesen Gedanken schaute Jokis hinauf zum Tanzenden Orkon und es war ihm, als bewege dieser seine Arme. Aber das kam wahrscheinlich doch nur durch die Einstrahlung der Wintersonne , denn wer hat schon einmal gesehen, wie sich Stein bewegt?






 

Die Hirten

 

(Quelle: unbekannt)

In langen Reihen zogen Rinder über den Hügel, ein Wogen aus braunen Rücken, die einträchtig nebeneinader trotteten.
Kälber blöckten, versuchten, kurz auszuscheren um einige Gräser auszurupfen und wurden von den Muttertieren sanft weitergestupst, die jungen Stiere rempelten gegeneinander und brachten kurze Unruhe, bis sie von den nachdrängenden Bullen weitergestoßen wurden.
Yearl saß stolz auf seinem Pferd und ließ sie an sich vorbeiziehen, zum ersten Mal hatte ihn sein Vater mit den übrigen Hirten allein gelassen. Er sah aus wie alle anderen Hirten, bekleidet mit abgewetzten ledernen Hosen, staubigen Stiefel, die ihm bis fast an die Knie reichten, einem abgerissenen Poncho aus Schafswolle. Nur an seinem edelem Pferd und dem reich bestickten Sattel sah man, daß er der Sohn des Clanführers war.
Die Wintersonne stand tief am Himmel und es würde bald Zeit, die vorderen Tiere langsam im Kreis zu führen damit sie über Nacht eng zusammenstanden. Die Hirten würden die lange Nacht am Feuer verbringen, einige würden das Lager zusammen mit den Hunden in weiten Bögen umreiten um die Wölfe, die in dieser Zeit hungrig sein würden, zu vertreiben. Hochlandrinder sind groß, gewaltige Körper auf kräftigen Beinen, es gibt kaum ein Tier, außer Schneelöwen oder einem Rudel Wölfe, das einen ausgewachsenen Stier zur Strecke bringen kann.
Aber eine Herde Hochlandrinder, die durch Wölfe in Panik gerät, bricht los, die mächtigen Köpfe gesenkt. Die gewaltigen Körper trampeln mit einem Donnern, das die Erde erschüttert über alles hinweg, was ihnen im Wege steht, schwache Tiere bleiben am Rande zurück oder werden von ungezählten Hufen zu blutigem Matsch zerstampft. Selbst erfahrene Herdenführer riskieren ihr Leben, wenn sie versuchen, eine Panik zu beenden. Das Einfachste wäre, zu warten, bis die Tiere erschöpft innehalten, aber der Verlust an der Herde wäre groß und die Herden waren Besitz und der Stolz des Clans.
Es war also wichtig, daß sie rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit einen Lagerplatz mit Wasser und ausreichend Futter fanden, der gleichzeitig gut überschaubar sein mußte. Die Herden des Clans der Songor zogen zwar jedes Jahr in etwa die gleiche Route, aber die Lagerplätze änderten sich. Wasserstellen versiegten oder waren von anderen Herden verschmutzt. Zwei der Hirten waren vorrausgeritten, um einen solchen Platz zu finden. Nun, sie würden bald kommen und melden, wenn sie einen Platzgefunden haben würden. Bis dahin war Zeit.
Yearl zog sich seinen Poncho enger um die Schultern, es wurde frisch. Sein Jagdbogen baumelte verführerisch hinter seinem Sattel und er überlegte kurz, ob er nicht ein Kaninchen für den Abend jagen sollte. Ein schneller Ritt über das Grasland, und... Aber er hatte Angst, daß er so der Verantwortung, die ihm übertragen worden war, nicht gerecht werden würde. Also lies er es. Ancorn Sangos, sein Vater, Führer des Clans war einige Tage vorrausgeritten um mit den anderen Clanführern das große Treffen zur Jahreswende, zum Sakaat vorzubereiten.
Unterwegs würde er von den anderen Clans den jährlichen Tribut, den Talab eintreiben. Der Talab wurde seit jeher vom Clan der Sangos verwaltet, aus ihm wurden die Sakaatfeiern, Bier, Wein und Opfer an die Götter bezahlt. Aus dem Talab wurden auch die kleinen Clans, unterstützt, deren Herden durch ein Unglück zuviele Tiere verloren hatten, um gut über den Winter zu kommen. Im Frühjahr würden die, die das Jahr über Pech gehabt hatten ihr Recht wahrnehmen und von allen Clans, deren Herden mehr als 21 mal 21 Tiere zählten, einen oder mehrere Jährlinge zu fordern. Die Herden würden wieder im Tiefland weiden, wo die alten Hirten, die nicht mehr mitzogen, warteten. Sie hatten den Sommer über Heu getrocknet und die Ställe für die jungen Tiere vorbereitet.
Dann brach die Zeit der Ruhe an, Geschichten würden erzählt, die Alten würden mit ihnen die Sättel, die Bögen und das Geschirr für die Wagen ausbessern, und sie würden im Schnee das Sakaatfest feiern, zum Andenken an die letzten Herrscher des Landes.
Dieses Jahr schien der Sakaat für alle Clans von Sorgen überschattet: Zwei mächtige Reiche griffen mit gierigen Fingern und noch gierigern Truppen nach dem Land, in dem sie seit Generationen ihre Herden weideten und seit über 10 Jahren ohne Herrscher lebten. Nur die Alten kannten die Erzählungen vom letzten Herrschergeschlecht, dem Bruder, der seinen Bruder vertrieben hatte und nur wenige Jahre später ohne Nachfolger gestorben war. Der Bruder war irgendwohin, weit über das Meer geflohen, dort als geachteter Priester gestorben, aber nicht zurückgekehrt. Im Zeichen des Drachens war er geboren, so hieß es, eines Tages er im Zeichen des Drachens zurückkommen und sein angestammtes Erbe übernehmen.
Antaf ritt scharf an Yearks Seite und weckte ihn aus den träumen:
"Wir haben eine Platz gefunden, eine Wasserstelle und genügend Gras. Sollen wir beginnen, die Herde zusammenzutreiben?"
Yearl nickte bedächtig, so wie sein Vater genickt haben würde. Antaf der Jäger war ein erfahrener Hirte, sein Wort zählte viel an den Feuern und wenn er einen Platz für geeignet hielt, so konnte man sicher sein, daß er es auch war. Antaf und Yearl sprengten nach vorne und wiesen den übrigen Hirten den Weg zum Lagerplatz, Antaf übernahm nun die Führung, um die Herde in einen Kreis dorthin zu führen, während Yearl zurück galoppierte, um die Wägen, in denen Frauen, Kinder und Kranke reisten, in denen Vorräte und Werkzeuge waren, direkt zum Lagerplatz zu führen. Dann würde alles bereit sein, wenn die Hirten ihr anstrenges Tagwerk vollbracht hatten. Feuer würden brennen, in den großen eisernen Kesseln würde heißer Wein und Fleisch bereitet, die Zelte würden aufgestellt und diejenigen, die nicht zur Wache eingeteilt waren, würden sich ohne viel Gerede schlafen legen.
Sie waren weit gezogen heute, die Hirten hatten es nun eilig, denn sie mußten das Tiefland vor Einbruch des Winters erreichen.
Die Tage vergingen und Yearl ritt nun mit Antaf, um die Lagerplätze zu finden. Insgeheim erwartete er, seinen Vater zu treffen, der über kurz oder lang wieder zur Herde stoßen mußte. Er wollte ihn als einer der Ersten begrüßen.
Am vierten Tag stießen sie auf die Reste einer kleinen Feuerstelle, die von einzelnen Reitern stammen mochte. Sie hätten sich nicht weiter damit aufgehalten, denn das Land war frei und jeder mochte reiten und jagen, wo es ihm gefiel. Antaf ritt trotzdem hin und stieg vom Pferd. Er bückte sich und roch an der Asche.
"Einen Tage alt" meinte er erstaunt, "vielleicht zwei. Jemand hat versucht, die Asche zu zerstreuen und hat reingepisst, damit die Stelle aussieht, als sei sie einige Wochen alt."
"Was bedeutet das?"
"Ich weiß nicht," wandte sich Antaf zu Yearl und sein braungebranntes Gesicht bekam Sorgenfalten.
"Wer immer hier war, hat versucht, seine Spur zu verwischen. Und er hat das eilig gemacht. Jeder Hirte sieht am Boden, daß es hier wochenlang nicht geregnet hat."
"Dann wollten sich diese Leute nicht vor Hirten verbergen. Wieviele waren es?"
Antaf band seinem Pferd die Fesseln, damit es die Spuren nicht zertrampelte. Auch Yearl war abgestiegen.
Sie bewegten sich vorsichtig und suchten mit scharfen Augen den Boden ab. "Drei Pferde, Hirten, die Pferde waren nicht beschlagen" meinte Antaf, "aber nur zwei Reiter."
"Ein Packpferd?"
"nein, es trug keine Last," schüttelte Antaf den Kopf.
Und dann fand Yearl die abgebrochene Spitze eines Pfeils, unweit der Feuerstelle im Gras.
Kein Pfeil eines Hirten, sondern der Pfeil eines Soldaten.
"Kartaner," vermutete Antaf, "ygorische Reiter wurden hier noch keine gesehen. Die sind weiter gen Ophis.".
"Der dunkle Orden," murmelte Yearl und nun hatte auch er Sorgen.
"Wir sollten hier lagern und morgen die Spur verfolgen."
"Besser, sonst zertrampelt die Herde die Spuren," stimmte Yearl zu, "morgen früh werden wir mit zwei Fährtenkundigen weitersuchen."
"Hältst Du die Sache für so wichtig?"
"Man hört einiges in letzter Zeit. Boten zweier Clans suchten meinen Vater auf und sie brachten schlechte Nachricht. Kartan will die Freiheit der Clans beenden." Antaf blickte erstaunt auf.
"Sie wollen ...?"
Yeral nickte. "Steuern, Abgaben, Orkongläubige. Es ist noch nicht sicher, was geschehen wird, aber seit Mörderbienen gesichtet wurden rechnen die Clanführer mit dem schlimmsten. Und Ygora scheint das Gleiche zu wollen, abgesehen vom Glauben. Sie schicken Orks um das Land zu erobern."

Es wurde eine unruhige Nacht mit schweren Träumen.
Irgendwo da draußen in den Weiten des Landes trieben sich die Reiter des dunklen Ordens herum und - Yearls Vater und seine Begleiter.
Als die Sonne einen Fuß über dem Boden stand, saßen Antaf, Yearl und zwei der Spurenleser bereits in den Sätteln und folgten den spärlichen Fährten. Sie hatten ihre Jagdbögen gegen die schweren Kriegsbögen eingetauscht, obwohl ihnen klar war, daß sie auch mit diesen Waffen einer Reitertruppe hoffnungslos unterlegen waren. Der Clan konnte zwar an die 2000 Reiter mobilisieren, aber sie waren weit über das Land verstreut und trieben die Herden ins Winterquartier. Es hätte Wochen gedauert um sie zu versammeln. Ihre Ehre gebot ihnen, sich nicht kampflos zu ergeben.
Sie ritten, so schnell sie die Spuren erkennen konnten und gegen Mittag fanden sie eine weitere Feuerstelle. Diesmal hatte sich niemand die Mühe gemacht, sie zu verbergen. In der Asche lag ein halbverkohltes Stück Stoff, und es war getränkt mit Blut.
"Einer der beiden ist verwundet."
"Die Pfeilspitze..."
"Auf, sie können nicht weit sein. Es sind Hirten wie wir und sie werden Hilfe brauchen," trieb Antaf an.
Scharf sprengten die Reiter über den trockenen Boden, über die Hügelkette und das nächste Tal entlang. Die Spuren waren noch frisch denn der Tau hatte nicht ausgereicht um das geknickte Gras wieder aufzurichten.
Als sie das Ende des Tals ereicht hatten, stiegen sie ab um ihre Tiere zu schonen. Der Boden wurde steinig und steil, die Spuren spärlich. Antaf und die Fährtenleser blickten wie gebannt auf den Boden. Yearl sah so gut wie nichts, nur manchmal erkannte er an geknickten Disteln oder losgetretenen Steinen, daß sie der Spur noch folgten.
Die Sonne stand tief am Himmel, als sie das langestreckte Joch erreicht hatten, auf dem einige kümmerliche Herbstblumen und halbverwachsene Sträucher dem kaltem Wind trotzten. Die kleine Gruppe hielt inne.
Die Spur war verschwunden. Hier, wo wieder spärlich Gras wuchs, hätten sie sie wiederfinden müssen.
Antaf grunzte ärgerlich. "Wir benehmen uns wie kleine Kinder die Lehm kneten." Die beiden Fährtensucher nickten nur.
"Sie sind natürlich nur halb auf das Joch geritten und dann nach links oder rechts ausgewichen."
Spuren, wie Yearl sie gesehen hatte, konnten auch von freilebenden Sprinböcken oder Wölfen stammen.
"Wir verfolgen Hirten, keine Barbaren, Männer!"
"Das macht nichts," murmelte einer der Fährtenleser, "seht dort:"
Sie waren ein Stück über das Joch gewandert, um vielleicht durch Zufall die Spur wiederzufinden. Auf der nächsten Hügelkette erkannten sie zwei Männer, einer lag halb auf einem Pferd, das der andere führte. Von den beiden anderen Pferden war nichts zu sehen.
"Natürlich, sie haben die beiden Pferde hier hinaufgetrieben und wir sind darauf hereingefallen." meinte Antaf mit einem bewundernden Unterton. "Und nun ziehen sie weiter, aber da einer der beiden verwundet ist, muß der andere ohnehin sein Pferd führen, so daß sie mit den beiden Pferden auch nicht schneller wären."
"Tapferer Mann, er lässt seinen Gefährten nicht im Stich."
"Auf nun, hinterher. Reitet, ihr Hirten und reitet schnell!"
Nun ließen sie ihren Pferden die Zügel frei und galoppierten, die Tiere wieherten kurz und wußten, was von ihnen verlangt wurde. Yearl beugte sich über den Hals seines Pferdes und genoß den scharfen Ritt, sie alle waren gespannt, wen sie dort treffen würden. Er bildete mit seinem Pferd eine Einheit, lies ihm die Zügel locker und dirigierte es nur mit den Schenkeln.
Hirten reiten seit ihrer Jugend, und jeder zieht sein eigenes Pferd groß, so daß sich Pferd und Reiter wie blind verstehen und vertrauen. Die beiden Männer, denen sie folgten mußten sie bemerkt haben, denn plötzlich waren sie hinter einigen Felsblöcken verschwunden. Antaf ritt alleine vor:
"Heda, wir sind Hirten wie ihr!", brüllte er, "habt keine Angst, wir sind vom Clan der Songor und bereit euch zu helfen!"
Es kam keine Antwort.
"Bei mir steht Yearl Songor, der Sohn des Ancorn Songor und ich bin Antaf der Jäger!"
Zwischen zwei Büschen bewegte sich vorsichtig ein Mann, beäugte die Gruppe vorsichtig und lies erst dann seinen Bogen sinken. Er hätte sie vom Sattel schießen können, so nahe stand er.
"Vom Clan der Songor?"
"Vom Clan der Songor!" bekräftigte Yearl und erschrak:
Vor ihnen stand Asbe Sejar, ein Vertrauter seines Vaters.
"Kommt und helft. Pesar liegt da und verblutet"
"was ist passiert?" Sie waren abgestiegen. Antaf kümmerte sich um den Verwundeten.
Yearl rüttelte Asbe am Poncho. "Was ist passiert, Mann! Sag was!"
Asbe wandte stumm den Kopf ab.
Yearl umfasste seine knochigen Schultern und fragte ihn mit ruhiger, fester Stimme:
"Asbe Sejar! Was zum Orkon ist geschehen. Wo ist mein Vater und wo sind die anderen? Und wer hat auf Pesar geschossen?"
Asbe flüsterte nur:
"Yearl, du bist nun Clanführer. Die anderen sind Gefangene. Pesar und ich waren zurückgeblieben, weil, weil... " der Alte brach vor Yearl in die Knie.
 "Pesars Pferd hatte einen Stein im Huf. Ich half ihm nur den Stein zu entfernen..."
"Was ist passiert? Kartaner?"
Asbe nickte nur und senkte den Kopf.
"Als wir den anderen nachreiten wollten, kam uns Ganjab in vollem Galopp entgegen und schrie "flieht" und im nächsten Moment hörten wir, daß er von Reitern verfolgt wurde. Wir drehten und folgten ihm und vor uns tauchten noch mehr Reiter auf. Sie hatten Lanzen und trugen Rüstungen und wir wichen ins offene Gelände aus, schneller als sie, viel schneller. Aber sie schossen einige Pfeile nach uns und trafen Ganjab in den Rücken und Pesar in den Schenkel. Wir entkamen ihnen. Bevor er starb erzählte Ganjab." Antaf und die Fährtenleser standen im Halbkreis um die beiden und lauschten.
"Die Kartaner hatten sie aufgehalten. Sie wollten wissen, warum wir Waffen tragen. Ancorn sagte, daß wir freie Hirten sind und es unser Recht ist. Der Offizier der Kartaner sagte, daß sie durchsucht werden. Sie wollten ihre Taschen sehen. Acorn verweigerte es ihnen. Da kam es zu einem Händel und Ganjab floh."
Asbe sah auf.
"verzeiht uns, Herr, wir sind geflohen. Wir wußten nicht was passiert ist...."
"Schon gut," meinte Yearl und zog Asbe hoch, "schon gut. Was passierte weiter?"
"Ich weiß nicht, " schüttelte Asbe den Kopf, "aber Ganjab wollte noch etwas sagen, etwas von Wegelagerern..."
Antaf nahm Yearl zur Seite:
"Pesar ist gestorben. Wir kamen zu spät. Er bittet, seine Schande nicht seiner Familie anzulasten." Yearl nickte geistesabwesend.
"Wo war das, Asbe?"
Der alte Hirte wieß mit dem Finger gegen Osten. Zwei Tage von hier, nicht weit, wir konnten nicht mehr schnell und ich hatte Angst, Pesar würde verbluten."
"Pesar ist tot", knurrte Antaf.
Asbe schluchzte kurz. "Sie verloren unsere Spur gestern. Sie können keine Spuren lesen, wenigstens nicht wie wir."
"Gut, laßt uns Pesar begraben, wie es einem Hirten geziemt, der als freier Mann in Ehre gestorben ist. Wir werden hier lagern. Morgen wirst Du uns den Platz zeigen, an dem das alles geschah." Yearl überlegte kurz:
"Antaf, du bleibst bei uns. Du, " er wandte sich an einen der Fährtenleser, "reitest zurück und berichtest den anderen. Falls wir nicht in vier Tagen bei der Herde sind, schickt Boten zu allen Clans und meldet, daß Ancorn und Yearl Songor Gefangene der Kartaner sind und alle Reiter der Clans sich vor dieser Burg, Ormonal, einfinden sollen. Mit Kriegsbögen und der großen Herde. Sie sollen 21 mal 21 Stiere mit sich führen. Mein Halbbruder, Deracht, soll das Kommando führen. Tut dann, was ihr für richtig haltet, aber rächt uns." Er sah den Fährtenleser scharf an. "Klar?"
"Gut. Aber ich reite sofort, Yearl, ich kann nachts reiten, ich kenne den Weg jetzt." "Gut, reite."

Früh ritten sie gen Osten, schnell und vorsichtig.
Am ersten Abend hatten sie die alte Feuerstelle längst hinter sich gelassen. Sie erreichten ohne Zwischenfall den kleinen Saumpfad, an dem Ancorn mit seinen Begleitern aufgehalten worden war. Die Spuren auf dem Pfad waren noch zu erkennen:
"Hier warteten sie, in dieser Senke." Der Fährtensucher tastete mit den Fingern den Boden ab. Yearl unterbrach ihn und meinte mit trockenem Hals: "Lasst uns lagern. Heute erreichen wir nichts mehr, wir suchen morgen weiter." Der Fährtenscher blickte zweifelnd zur untergehenden Sonne und schwieg, als er Yearl widersprechen wollte.
Sie entzündeten kein Feuer. Die Kartaner waren vielleicht noch in der Gegend und sie wollten kein Risiko eingehen. Yearl und Antaf wälzten sich unruhig, sie schliefen schlecht.
In den Strahlen der aufgehenden Sonne stapften die Hirten durch das feuchte Gras links und rechts des Pfades.
Viele Reiter hatten in einem Hinterhalt gelegen und den Boden zertrampelt. "Schlaues Versteck. Vom Pfad aus nicht zu sehen," meinte der Fährtensucher. "Hier, sie haben einige Pfeile verloren." "Oder daneben geschossen."
"Aber es gibt keine Spuren von Blut oder Anzeichen eines Kampfes," meinte Yearl beruhigt. "Sie haben sich irgendwie friedlich geeinigt." "Oder sie wurden einfach gefangen genommen. Wieviele Begleiter hatte Ancorn dabei?"
"Mit Pesar, Ganjab und Asbe waren es 11 Mann."
"Die hätten sich gegen über hundert Kartaner auf keinen Fall wehren können."
Sie suchten weiter. Der Fährtensucher war sich sicher:
"Sie sind hier entlang geritten. Die Krieger und die Hirten. Seht ihr: Zwischen den tiefen Spuren der Pferde der Krieger sind kleinere und leichtere von Hirtenpferden."
"Also haben sie sie gefangen." Antaf runzelte die Stirn. "Und sie sind Richtung Ormonal geritten."
"Reiten wir ihnen nach."
"Aber vorsichtig!" warnte Antaf. "Wir reiten nicht den Pfad sondern hier, diesen Hügel entlang. Wenn Asbe recht hat und wir schnellere Pferde haben, so können wir wenigstens fliehen, wenn wir sie sehen."
"Fliehen?" fragte Yearl unwillig. "Das ist unser Land. Wieso sollten wir fliehen?"
Antaf knurrte nur: "Das war unser Land, Yearl, wenn es das noch wäre, glaube ich nicht, daß Ancorn freiwillig mit den Reitern aus Kartan gekommen ist. Also lass uns vorsichtig sein. Ich für meinen Teil möchte mir keinen Pfeil zwischen meine Schultern fangen..."
Sie hielten sich ein wenig unter dem Hügelkamm, damit sich ihre Silhouetten nicht gegen den Himmel abzeichneten. Und es zeigte sich, daß Antaf recht hatte:
Unten, den Saumpfad entlang zogen lange Reihen kartanischer Reiter, hunderte und aberhunderte.
"Das sind über 2000 Mann," staunte Yearl. Noch nie in seinem Leben hatte er eine so gewaltige Truppenmasse gesehen, die in disziplinierter Ordnung gleichmäßig dahinritt.
"Sie reiten gen Ophis. Dorthin, wo angeblich ygorische Reiter gesichtet wurden." "Na dann viel Spaß."
"Aber wo ist Ancorn?"
"Das werden wir gleich erfahren, lasst uns erstmal zur Burg kommen." meinte Antaf.
Zwei Tage später tauchten die düsteren Umrisse der Burg des dunklen Ordens vor ihnen auf. Sie hatten von ihr gehört, aber noch nie so mächtige Mauern gesehen. Langsam ritten sie auf die Burg zu. Sie wählten einen kleinen Hügel, der vor der Burg lag, um zu beobachten. Obwohl sie mit Sicherheit noch nicht bemerkt worden waren bewegten sie sich vorsichtig. Sie führten die Pferde an den Zügeln, bereit, beim geringsten Zeichen fremder Truppen aufzuspringen und zu fliehen. Ihnen war unheimlich.
Antaf blieb stehen:
"Halt, was bei den Göttern ist das?!"
Vor der Burg standen Kreuze und über den Kreuzen kreisten Geier.
"Nein, bei Drakos, das kann nicht wahr sein! Sie kreuzigen Menschen!"
Die Hirten schlichen näher. Ihre Pferde rochen den Leichengestank und tänzelten unruhig. Zwischen einigen verdorrten Körpern, die nur noch an den bleichen Knochen erkennen liesen, das es einmal Menschen gewesen waren, hackten die Geier auf blutiges Fleisch ein. Acht Männer hingen dort, Stricke tief in schwarz angelaufene Gelenke geschnitten, die Augen waren von den Geiern herausgehackt, und niemand würde je wissen, ob sie das noch lebend erlebt hatten. Die aufgeschwemmten Bäuche und die gebrochenen Beine hingen an grotesk lang gestreckten Armen und Oberkörpern. Die Köpfe waren ihnen im Todeskampf nach vorne gesunken, aus wirren Haarbüscheln waren blutige Fetzen gerissen. Fleischklumpen, die einmal Zungen waren quollen aus den blau angelaufenen Gesichtern.
"Das sind Hirten," erkannte Asbe, "die ledernen Hosen, es sind Hirten! Hingerichtet wie feige Wegelagerer!" Der Alte schrie vor Verzweiflung.
Antaf hielt ihm mit eisener Faust den Mund zu.
"Wenn du so schreist, hängen wir bald daneben, Narr! Und jetzt holen wir sie da runter", befahl er.
Yearl stand stumm vor Schrecken und Angst. Ihm war, als wäre ihm ein Stier in vollem Lauf gegen den Schädel geprallt. Er brachte es nicht über sich, Antaf und dem Fährtensucher bei dem grausigen Geschäft zu helfen.
Antaf hatte Tränen in den Augen, als sie die Reste von Ancorn Songor vorsichtig, fast zärtlich vom Kreuz nahmen. Der Führer der Songor mußte Schreckliches erlebt haben, bevor er starb, sein Kiefer war verrenkt, Brandwunden übersähten den Leichnam, einzelne Nägel waren ihm ausgerissen worden.
Sie ritten auf den nächsten Hügel und schweigend begannen die Hirten, ein Grab in den harten Boden zu hacken, ein Grab für ihren Herrn und seine Begleiter, die lieber gestorben waren, als sich zu beugen.
Yearl stand dabei und Haß loderte in seinen Augen.

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